Studie: Konfirmandenunterricht muss sich von Schule unterscheiden

Studie: Konfirmandenunterricht muss sich von Schule unterscheiden
Die Konfirmandenzeit ist laut einer neuen Studie der Schlüssel dazu, ob Teenager den Weg in die evangelische Jugendarbeit finden.

Vor allem wenn sich der Konfirmandenunterricht so weit wie möglich vom Schulunterricht unterscheide, werde er von den jungen Menschen positiv wahrgenommen, heißt es in der am Dienstag in Stuttgart vorgestellten Untersuchung des Sinus-Instituts.

Erfahrungen mit dem traditionellen Gemeindegottesdienst am Sonntag sind für Jugendliche offenbar "die größte Barriere" für ein Engagement in der Kirche. Fast alle Befragten hätten die Predigt kritisiert, die "zu umfangreich, nicht abwechslungsreich genug, schwer verständlich, alltags- und jugendfern" sei. Kritisch sehen die Jugendlichen auch altes Liedgut und Orgelmusik, die traditionelle Uhrzeit des Gottesdienstes sowie die Atmosphäre, die für Austausch keinen Raum lasse.

"Wir dürfen uns nicht damit abfinden"

Studienleiterin Inga Borchard vom Sinus-Institut sagte, der gymnasiale Zuschnitt des Konfirmandenunterrichts schrecke weniger gebildete Jugendliche ab. Der badische Landesjugendpfarrer Thomas Schalla brachte eine Erkenntnis der Studie auf die Formel: "Je mehr Jugendarbeit in der Konfirmandenzeit, desto besser."

Der Leiter des württembergischen Jugendwerks, Gottfried Heinzmann, sagte, kirchliche Angebote müssten auch Spaß machen. Der württembergische Landesjugendpfarrer Bernd Wildermuth sagte, verpflichtende Gottesdienstbesuche und das Abfragen von Auswendiggelerntem verstellten den Blick auf die Angebote der Jugendarbeit.

Die Konfirmandenarbeit soll auch nach den Vorstellungen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) attraktiver werden. "Wir dürfen uns nicht damit abfinden, wenn Konfirmanden nach dem Tag der Konfirmation in der Gemeinde nicht mehr zu sehen sind", schreibt Ratsvorsitzender Nikolaus Schneider im Vorwort zu einem im März veröffentlichten EKD-Text. Der Theologe wirbt dafür, Konfirmanden- und kirchliche Jugendarbeit enger zu verzahnen sowie neue Modelle und Formen zu erproben.

Tiefeninterviews mit 36 Jugendlichen

Die neue Sinus-Studie war vom Evangelischen Kinder- und Jugendwerk Baden, dem Landesjugendpfarramt in Württemberg und dem Evangelischen Jugendwerk in Württemberg gemeinsam mit den beiden Landeskirchen in Auftrag gegeben worden.

Für die Studie wurden 90-minütige Tiefeninterviews mit je 36 weiblichen und männlichen Jugendlichen geführt, deren Konfirmation maximal zwei Jahre zurücklag. Zehn von ihnen hatten einen Migrationshintergrund. Berücksichtigt wurden zu gleichen Teilen Teenager aus Hauptschule, Realschule und Gymnasium.