Missbrauchsbeauftragter fordert Ausbau des Hilfesystems

Missbrauchsbeauftragter fordert Ausbau des Hilfesystems
Trotz erster positiver Schritte gegen sexuellen Missbrauch fehlt nach den Worten des Missbrauchsbeauftragten Johannes-Wilhelm Rörig eine umfassende, wirkungsvolle Ächtung des Verbrechens.

Notwendig sei auch der Ausbau des Hilfesystems, sagte Rörig am Donnerstag auf dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hamburg. "Da liegt noch ganz viel Arbeit vor uns."

Eine Aufklärung über sexuellen Missbrauch ist nach Auffassung der früheren Missbrauchsbeauftragten Christine Bergmann nur mit eigener emotionaler Beteiligung möglich. Um Kinder zu schützen, müsse man das Leid an sich herankommen lassen.

Anselm Kohn: Jedes Opfer ist allein

Zwischen dem sexuellen Missbrauch an der reformpädagogischen Odenwaldschule und der Gemeinde Ahrensburg gebe es auffallende Parallelen, sagte die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs. In beiden Fällen habe ein "Schweige-Konsortium" rund um "Heilsfiguren" geherrscht. In den 70er und 80er Jahren hatte ein Ahrensburger Pastor zahlreiche Jugendliche missbraucht.

Nur selten würden sich Betroffene zusammenschließen, beklagte Anselm Kohn, Vorsitzender des Vereins "Missbrauch in Ahrensburg". Jedes Opfer stehe erst einmal alleine da. Daher sei die Dunkelziffer hoch. Es sei an der Zeit, auch der vielen Missbrauchsopfer zu gedenken, die sich umgebracht haben.

Für eine wirkungsvolle Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs müsse über Sexualität geredet werden, sagte der Regisseur Christoph Röhl. Damit habe vor allem die katholische Kirche ein großes Problem. Der ehemalige Odenwald-Lehrer hatte 2011 einen Dokumentarfilm über die Schule gedreht. Im kommenden Jahr soll ein Spielfilm zu dem Thema folgen.