Gauck wünscht sich aufregenden und ernsthaften Kirchentag

Gauck wünscht sich aufregenden und ernsthaften Kirchentag
Indem sich der Kirchentag den aktuellen Fragen in Kirche, Gesellschaft, Umwelt und der Einen Welt stelle, habe er eine gesellschaftspolitische Funktion. Das ist für unser Land wichtig und hilfreich", sagt der Bundespräsident.

In der Hamburger Hafencity hat Kirchentagspräsident Gerhard Robbers gemeinsam mit Joachim Gauck den 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag eröffnet. Bundespräsident Gauck sagte am Mittwochabend in seinem Grußwort, er wünsche sich einen aufregenden, fröhlichen und ernsthaften Kirchentag. Bis Sonntag feiern mehr als 110.000 Menschen in Hamburg ein Glaubensfest unter dem Leitwort "Soviel du brauchst".

"Was wir brauchen, wissen wir nicht sofort", sagte der Bundespräsident mit Blick auf das Kirchentagsmotto. Dabei gehe es auch um die Frage, was Christen aus den Gaben Gottes machten. Evangelische Christen versuchten beim Kirchentag eine "Zeitansage", beteten miteiander, feierten Gottesdienst und zeigten sich der Öffentlichkeit, sagte Gauck, der evangelischer Theologe ist und selbst in der Kirchentagsbewegung in der damaligen DDR engagiert war. Indem sich der Kirchentag den aktuellen Fragen in Kirche, Gesellschaft, Umwelt und der Einen Welt stelle, habe er eine gesellschaftspolitische Funktion: "Das ist für unser Land wichtig und hilfreich."

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) versicherte: "Wir werden uns nach Kräften von unserer gastfreundlichsten Seite zeigen." Seit fast fünf Jahrhunderten sei der Protestantismus fest in der Hansestadt verwurzelt. Unmittelbar vor dem Kirchentag hatte der Hamburger Senat entschieden, dass es zum 500. Jahrestag der Reformation 2017 einmalig einen gesetzlichen Feiertag gibt. Ein zentrales Kennzeichen des Kirchentages sei der "Geist der Gemeinschaft und der Solidarität", sagte Scholz. Kirchentage seien keine innerkirchlichen Veranstaltungen, dabei gehe es um die Bedürfnisse aller, auch der Andersgläubigen und Kirchenfernen.

Der katholische Hamburger Erzbischof Werner Thissen bezog das Kirchentagsmotto auch auf das Miteinander der christlichen Kirchen: "Wir brauchen für die Ökumene Orte, in denen wir gemeinsam beten, feiern und uns begegnen können." Evangelische Christen fühlten sich unter der Kanzel zu Hause, katholische Christen in der Nähe des Altars und Orthodoxe im Schein der Ikonen. Thissen warb dafür, mehr Glaubensorte der gelebten Ökumene in den Städten und Gemeinden zu schaffen: "Wo Kanzel, Altar und Ikonen in eine vielgestaltige Einheit zusammenwachsen können." Auf die Eröffnung folgte ein "Abend der Begegnung", zu dem rund 300.000 Menschen erwartet wurden.