Weniger Drogentote in Deutschland

Foto: dpa/Boris Roessler
Weniger Drogentote in Deutschland
Die Zahl der Rauschgifttoten hat einen Tiefststand erreicht. Allerdings sterben 2012 deutlich mehr Frauen als in den Jahren zuvor, und synthetische Drogen sind weiter auf dem Vormarsch.

Die Zahl der Drogentoten ist im vergangenen Jahr erneut gesunken. Nach einer am Donnerstag von Bundesregierung und Bundeskriminalamt vorgestellten Statistik starben 2012 insgesamt 944 Menschen an den Folgen von Drogenkonsum, vier Prozent weniger als im Vorjahr. "Das ist der niedrigste Stand seit über 25 Jahren", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), in Berlin. Häufigste Todesursache ist laut Statistik der Konsum von Heroin beziehungsweise Morphin in Verbindung mit anderen Substanzen. Die Drogenopfer waren im Durchschnitt 37 Jahre alt.

Die meisten Drogentoten gab es in Bayern (213), Nordrhein-Westfalen (204), Baden-Württemberg (127) und Berlin (113). Erstmals wurde ein deutlicher Anstieg der weiblichen Opfer verzeichnet. 177 Drogentote waren Frauen, 33 mehr als im Vorjahr. "Wir müssen prüfen, ob Suchthilfeprogramme Frauen im gleichen Maße erreichen wie Männer", sagte Dyckmans. Drei Opfer waren minderjährig, eines davon jünger als 13 Jahre. Die Drogenbeauftragte will sich künftig verstärkt für Präventionsprogramme für Jugendliche einsetzen und auch vor Tabak- und Alkoholkonsum warnen. Das sei häufig der Einstieg zum Konsum von harten Drogen.

Als besorgniserregend beurteilten Dyckmans und das Bundeskriminalamt den weiteren Anstieg beim Konsum des sogenannten Crystals, eines kristallinen Methamphetamins. "Chrystal ist vor allem ein Problem in den Nachbarbundesländern zu Tschechien", sagte Dyckmans. Besonders betroffen sind Bayern, Thüringen und Sachsen. Die Bundesregierung plant zurzeit ein Forschungsprojekt, um mehr über die Konsumenten dieser Droge zu erfahren. 2.556 Menschen wurden als erstauffällige Konsumenten registriert, im Jahr zuvor waren es 1.693. Auch die Menge beschlagnahmten Crystals stieg rasant von 40 Kilogramm 2011 auf 75 Kilogramm im vergangenen Jahr.

Für das Bundeskriminalamt liegen die größten Probleme bei der Zunahme synthetischer Drogen und bei den sogenannten Legal Highs wie Kräutermischungen und Duftkissen. "Substanzen und Wirkstoffe ändern sich ständig", sagte der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke. Das Betäubungsmittelgesetz müsse daher angepasst werden. 2012 wurden in Deutschland 24 illegale Labore zur Herstellung synthetischer Drogen beschlagnahmt.

Insgesamt sank die Zahl der Einstiegskonsumenten harter Drogen um acht Prozent auf 19.559 (2011: 21.315). Zudem wurden weniger Drogen sichergestellt: Bei Amphetaminen und Methamphetaminen ging die Menge insgesamt auf 1,2 Tonnen (2011: 1,4 Tonnen) zurück, bei Kokain um 35 Prozent auf 1.258 Kilogramm. Laut BKA-Präsident Ziercke bleibt Afghanistan der wichtigste Heroinlieferant für den europäischen Markt. Kokain wird hauptsächlich über Südamerika nach Europa geschmuggelt.