Papst Franziskus empfängt EKD-Chef Schneider

Papst Franziskus empfängt EKD-Chef Schneider
Papst Franziskus kennt die evangelische Kirche besser als bislang angenommen. Das ist das Ergebnis seines Gesprächs mit dem EKD-Ratsvorsitzenden Schneider. Im Mittelpunkt der Audienz im Vatikan stand die Ökumene.

Papst Franziskus hat den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, am Montag in Audienz empfangen. Dabei bekräftigte Franziskus das ökumenische Engagement der katholischen Kirche, wie Vatikansprecher Federico Lombardi in Rom mitteilte. Die Privataudienz sei von einem herzlichen Klima gekennzeichnet gewesen. Schneider habe Franziskus seine Glückwünsche für die Wahl zum Papst übermittelt und seine Entscheidung gewürdigt, sich nach Franz von Assisi zu nennen. "Dieser Name spricht offenbar unabhängig von den Spaltungen alle Christen an", betonte Lombardi.

Blutzeugen des Nationalsozialismus

Im Mittelpunkt des Gesprächs stand neben der Ökumene die Rolle der christlichen Märtyrer für beide Konfessionen, hieß es weiter. Beide Seiten hätten dabei an die Blutzeugen des Nationalsozialismus erinnert, die für ihren Glauben in den Tod gingen. Schneider berichtete dem neuen Papst den Angaben zufolge überdies von den Vorbereitungen auf das Reformationsjubiläum 2017, mit dem die Protestanten in vier Jahren an ihren Ursprung erinnern wollen.

Schneider war zuvor mit dem Ökumeneminister des Vatikan, dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch, zu einem längeren Gespräch zusammengetroffen. Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, äußerte nach der Audienz für Schneider die Einschätzung, dass es unter dem neuen Papst zu konkreten Schritten in der Ökumene kommen werde. Aus der Begegnung zwischen Franziskus und Schneider habe er zudem den Eindruck gewonnen, dass der Papst die Reformation besser kennt, als bislang angenommen, fügte er hinzu. Franziskus habe im Gespräch mit Schneider erwähnt, dass er während seines Studiums die Schriften des 1945 von den Nationalsozialisten hingerichteten protestantischen Theologen Dietrich Bonhoeffer gelesen habe.

Als erster Deutscher beim neuen Papst

Das Treffen zwischen Papst Franziskus und dem EKD-Ratsvorsitzenden Schneider war die erste Privataudienz für einen deutschen Besucher bei dem neugewählten Papst in Rom. Schneider repräsentiert rund 24 Millionen Christen in Deutschland. Zum Abschluss der viertägigen Romvisite Schneiders ist an diesem Dienstag ein Treffen mit dem Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, geplant. Müller war zuvor Bischof in Regensburg. Eine Papstaudienz des EKD-Ratsvorsitzenden war bereits während der Amtszeit von Benedikt XVI. verabredet gewesen. Nach dessen Rücktritt ließ sein im März gewählter Nachfolger den Termin bestätigen.

Schneider hält sich seit Samstag mit einer EKD-Delegation in Rom auf. Am Sonntag hatte er in der deutschsprachigen Evangelisch-Lutherischen Christusgemeinde gepredigt. Geplant waren zudem Begegnungen mit Vertretern der vorreformatorischen Bewegung der Waldenser und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien. Auch dabei sollte die gemeinsame Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 im Mittelpunkt stehen.

"Mutiger ökumenischer Schritt"

Der Bundestagsabgeordnete Patrick Meinhardt, Sprecher der Christen in der FDP-Bundestagsfraktion, bezeichnete die Begegnung zwischen Franziskus und Schneider als "einen mutigen ökumenischen Schritt". 500 Jahre Reformation und 50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil seien eine "großartige Chance, gemeinsam über die Erneuerung unseres christlichen Glaubens nachzudenken". Angesichts der weltweiten Christenverfolgungen brauche es einen "engen, geschwisterlichen Schulterschluß", so Meinhardt.

Schneider war mit dem Vorgänger von Papst Franziskus, Benedikt XVI., bei dessen letzter Deutschlandreise im September 2011 im ehemaligen Augustinerkloster von Erfurt zusammengetroffen. Weil damals von einigen Kirchenvertretern erhoffte ökumenische Signale ausblieben, war es zeitweilig zu Irritationen in den evangelisch-katholischen Beziehungen gekommen. Benedikt hatte sich damals aber positiv über den Reformator Luther geäußert. Schneider wertete dies als "starkes Zeichen".