Ex-Kirchenmusiker gesteht sexuellen Missbrauch

Ex-Kirchenmusiker gesteht sexuellen Missbrauch
Ein ehemaliger Kirchenmusiker aus Nordenham hat vor dem Oldenburger Landgericht den sexuellen Missbrauch von drei Jungen unter 14 Jahren weitgehend gestanden.

Die Staatsanwaltschaft warf dem 47-Jährigen zum Prozessauftakt am Dienstag vor, zwischen Anfang 2011 und Anfang 2012 die Kinder in insgesamt 23 Fällen sexuell schwer missbraucht zu haben. Der Mann habe die Taten nicht vollständig gestanden, sagte Gerichtssprecher Michael Herrmann. Entscheidend seien jedoch die vier schwersten Vorwürfe, die der Mann vollständig eingeräumt habe. (AZ: 6 KLs 26/12)

Nach der Verlesung der Anklage war die Öffentlichkeit mit Rücksicht auf die Kinder ausgeschlossen worden. Der Verwaltungsangestellte hatte bereits nach seiner Verhaftung die Vorwürfe weitgehend eingeräumt. Im Fall einer Verurteilung droht dem alleinerziehenden Vater von zwei Kindern nach Angaben des Gerichtssprechers eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren. Das Urteil wird für Donnerstag erwartet.

Freiwillig in psychologischer Behandlung

Der Anklage zufolge hat sich der Mann sowohl in einem Gemeindegebäude als auch in den elterlichen Wohnungen an den Jungen vergangen. Dabei sei es zu beischlafähnlichen Handlungen gekommen. In vier Fällen geht die Staatsanwaltschaft von einer besonderen Schwere der Tat aus. Laut dem Gerichtssprecher hat sich der Mann nach Bekanntwerden seiner Taten freiwillig in eine stationäre psychologische Behandlung begeben.

Nach Ansicht des Verteidigers Ulrich Dost ist der Täter pädophil, wie der Berliner Anwalt auf seiner Internetseite mitteilte. Die sexuelle Neigung sei "naturgegeben und nicht heilbar". Dabei könne sich ein für Außenstehende schwer nachvollziehbarer Leidensdruck aufbauen: "Bei solchen Konstellationen gibt es oft zwei Opfer: das zum Opfer gewordene Kind und der zum Opfer gewordene Täter", schrieb der Jurist. Dies müsse beim Strafmaß berücksichtigt werden.

Eine Mutter hatte den nebenamtlichen Kirchenmusiker, der in der Nordenhamer Gemeinde den Posaunenchor leitete, im März 2012 angezeigt. Die Kirchengemeinde sprach daraufhin sofort eine fristlose Kündung und ein Hausverbot aus. Außerdem wurde dem Mann jeglicher Umgang mit Kindern in kirchlichen Zusammenhängen untersagt. Bis zum Bekanntwerden der Taten war der mit einem Minijob angestellte Musiker ein beliebter Mitarbeiter in der Gemeinde gewesen.