Marokkanische Kirche kritisiert Abschottung Europas gegen Flüchtlinge

Marokkanische Kirche kritisiert Abschottung Europas gegen Flüchtlinge
Die Evangelische Kirche in Marokko hat die europäischen Flüchtlingspolitik scharf kritisiert. Europa erkaufe sich durch Zahlungen an die nordafrikanischen Staaten dichte Grenzen, um Flüchtlinge fern zu halten, beklagte der Präsident der marokkanischen Kirche, Samuel Amedro, am Samstag in Bonn.

Dies geschehe auch auf die Gefahr hin, dass mit dem Geld autoritäre und islamistische Regime unterstützt würden. Zudem wachse durch die Abschottung das Elend Tausender Flüchtlinge aus Schwarzafrika, die nach Europa wollten und letztlich in Marokko strandeten. Amedro verwies auf Schätzungen, nach denen im Jahr 2010 etwa 75.000 Einwanderer in Marokko lebten, darunter bis zu 20.000 illegale Flüchtlinge. Mehr als die Hälfte aller Einwanderer seien Frauen, viele von ihnen schwanger oder in Begleitung von Kindern. Über die Hälfte der Migranten gebe an, Marokko als Transitland nach Europa zu betrachten. 70 Prozent nennen den Angaben zufolge wirtschaftliche Gründe für ihre Migration.

"Wir machen die schmutzige Arbeit"

Die evangelische Kirche versorgt die Menschen laut Amedro unter anderem mit Lebensmitteln und medizinischer Hilfe, betreibt aber auch Ausbildungsprogramme und vergibt Studienstipendien. Viele illegale Flüchtlinge wären ohne kirchliche Hilfe völlig allein und Willkür und Misshandlungen ausgesetzt, erklärte der Theologe auf einer Tagung der Evangelischen Akademie im Rheinland zum Thema Flucht nach Europa. "Die Kirchen in Marokko sind es satt, die schmutzige Arbeit für Europa zu machen", fügte er laut Redetext hinzu.

Durch die Verschärfung ihrer Grenzkontrollen auch unter dem "permanenten und juristischen Druck der EU" seien die Länder Nordafrikas zum "Polizisten Europas" geworden, kritisierte Amedro. Die in Marokko gestrandeten illegalen Zuwanderer lebten in einem "extremen Prekariat" in den Vororten großer Städte - ohne Zugangsrecht zum Arbeitsmarkt und in ständiger Furcht vor Abschiebung und Strafen. Frauen seien häufig Opfer von Vergewaltigungen und Menschenhandel, beklagte der evangelische Kirchenpräsident.