Kampf, Tod und Hoffnung

Leeres Kreuz und Sonne
Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Auch heute machen Menschen die Erfahrung von Tod und Auferstehung.
Kampf, Tod und Hoffnung
2000 Jahre nach der Kreuzigung Jesu ist die Ostergeschichte noch aktuell
Palmsonntag, Gründonnerstag, Karfreitag und Ostersonntag - vier Tage, die das Ostergeschehen markieren. Die Schicksale vieler Menschen sind Beispiele für einen modernen Kreuzweg. Aber auch die Erfahrung von Auferstehung gibt es noch heute.
30.03.2013
epd
Dieter Sell und Matthias Dembski

Zwölf Jahre Gefängnis: Der iranische Journalist Abolfazl Abedini Nasr hat sich in seinem Heimatland für die Menschenrechte engagiert. Die Behörden sehen darin "Feindschaft gegen Gott und gegen das System". Amnesty International kämpft für die Freilassung des Iraners. In seinem und im Schicksal vieler anderer Menschen spiegelt sich das Ostergeschehen wider, meint der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kiche in Deutschland (EKD), Renke Brahms. Er ist überzeugt: "Die Geschichte vom Leiden und Auferstehen Jesu in der Karwoche und an Ostern ist aktueller denn je."

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Alles fängt mit Jubel an. Palmsonntag zieht Jesus in Jerusalem ein und wird vom Volk gefeiert. "Er hat Menschen geheilt und die Mächtigen kritisiert", erinnert Brahms. "Andere hassen ihn dafür. Jesus muss erfahren: Jubel und Beschimpfung, Erfolg und Niederlage liegen nahe beieinander."

So empfindet auch der Bremer Martin Hausmann in seinem Engagement. Seit mehr als einem Jahrzehnt schreibt der heute 76-jährige reformierte Theologe bei Amnesty International Briefe gegen das Vergessen. Er und andere Aktivisten appellieren an offizielle Stellen und bitten höflich um die Freilassung Gefangener. "Da entsteht eine Gemeinschaft im doppelten Sinn", beschreibt Hausmann. "Eine Verbindung über Tausende Kilometer zu dem Gefangenen, der in totaler Ungewissheit lebt, manchmal am Rande des Todes - und eine Gemeinschaft in unserer Amnesty-Gruppe, die uns stärkt, im Engagement nicht nachzulassen."

Menschen werden verfolgt und gefoltert

Gründonnerstag, die biblische Gemeinschaft im letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am Vorabend der Kreuzigung, verbindet Hausmann gedanklich mit seinem Einsatz. Auch, weil Jesus die Nacht zum Karfreitag in Todesangst verbrachte. "In der Gefangennahme Jesu kurz vor der Kreuzigung spiegelt sich das Schicksal der Menschen, die zu Unrecht gefangen gehalten werden", sagt er.

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Wie Hausmann schlägt der leitende Bremer Geistliche Brahms eine Brücke in die Gegenwart, schließt dabei den Karfreitag als Tag der Kreuzigung gleich mit ein. "Jesus wird am Folterinstrument der römischen Macht gefangen, verspottet, geschlagen und getötet. Viele Menschen werden heute verfolgt, leiden Todesangst und werden Opfer von Ausgrenzung, Hass und unversöhnlichen Konflikten."

Dazu gehören auch die Opfer der rassistischen Mordserie der rechtsextremen Zwickauer Terrorgruppe NSU. Und die Roma-Familie, die nach Übergriffen und einem Mordanschlag in ihrer serbischen Heimat nach Bremen geflüchtet ist. "Hier in Deutschland mussten wir vor Gericht klagen, um als Flüchtlinge anerkannt zu werden", berichtet der 39-jährige Familienvater, der sich noch immer fürchtet und deshalb anonym bleiben möchte.

Auferstehung: "Jetzt ist Glück"

Furcht hat auch die vietnamesische Flüchtlingsfamilie Nguyen im niedersächsischen Hoya lange Zeit begleitet. 19 Jahre lebten die Eltern mit ihren mittlerweile drei Kindern in Deutschland, hatten Arbeit und deutsche Freunde. Bis die ganze Familie bis auf die ältere Tochter Ngoc Lan überstürzt nach Hanoi abgeschoben wird. Ein Schock vor allem für die zwei jüngeren Kinder, die nie zuvor in Vietnam gewesen waren.

Was viele nicht mehr zu hoffen wagten: Vor gut einem Jahr durften sie nach einer Flut von Protesten auf legalem Weg wieder nach Deutschland zurückkehren. "Jetzt ist Glück", strahlt Vater Duong. Gedanken an die Auferstehung an Ostersonntag werden wach. Er meint damit das Wiedersehen mit den deutschen Freunden, mit dem Unterstützerkreis, der dafür gesorgt hat, dass Arbeitsstelle, Wohnung, Plätze in Kindergarten und Schule erhalten blieben.

"Eine echte Ostergeschichte", freut sich auch der Theologe Brahms. "Jenseits unserer Vorstellungskraft gibt es die Lebenskraft Gottes. Tod, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit haben nicht das letzte Wort."