Journalisten sorgen sich um die Berichterstattung im NSU-Prozess

Journalisten sorgen sich um die Berichterstattung im NSU-Prozess
Journalisten sorgen sich um die Bedingungen für die Berichterstattung im Mordprozess gegen die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe in München.

In dem Schwurgerichtssaal im Oberlandesgericht München, der derzeit für den Prozess umgebaut werde, stünden am Ende für Journalisten und Öffentlichkeit nur 100 Plätze zur Verfügung, sagte der Terrorismus-Experte der ARD, Holger Schmidt, dem epd. Dies sei für einen Prozess von dieser gesellschaftlichen Tragweite nicht ausreichend.

Ein Sprecher des Oberlandesgerichts München bestätigte dem epd, dass nach dem Umbau voraussichtlich rund 100 Plätze für Presse und Öffentlichkeit auf der Empore zur Verfügung stehen werden. Das Gericht denke derzeit über die Möglichkeit nach, dass verschiedene Medien sogenannte Pools bilden, sagte der Sprecher. Das würde bedeuten, dass einzelne Journalisten die Berichterstattung für mehrere Medien übernehmen müssten. 

Schmidt sagte, Pool-Lösungen seien eine Krücke. Der Prozess werde international wahrgenommen werden, er werde das Bild Deutschlands in der Wahrnehmung der Weltöffentlichkeit prägen. Eine große Aufmerksamkeit für diesen Prozess sei daher sehr wichtig. Für die Journalisten komme erschwerend hinzu, dass sie von der Empore aus die Reaktionen der Angehörigen, die als Nebenkläger im Saal sitzen, nicht beobachten könnten.

"Die Journalisten müssen die Gelegenheit haben, eigene Wahrnehmungen zu machen", sagte Schmidt, in den Berichten komme es sehr auf persönliche Eindrücke an. "Wir haben auch eine Verantwortung, die Reaktion der Nebenkläger einzufangen. Das wird bei den derzeitigen Plänen nicht möglich sein."

Seiner Meinung nach sei es zwingend, dass das Oberlandesgericht München einen anderen Saal suche, sagte Schmidt dem epd. Der Prozess gegen Zschäpe soll Mitte April beginnen. Erwartet werden auch viele Berichterstatter von türkischen Medien.

Die drei Rechtsextremisten Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sollen zwischen 2000 und 2007 insgesamt zehn Menschen, die meisten von ihnen Migranten, ermordet haben. Der rechtsterroristische Hintergrund der Taten wurde nach Versäumnissen der Behörden in den Jahren zuvor erst im November 2011 aufgedeckt. Mundlos und Böhnhardt hatten sich am 4. November 2011 selbst getötet, als ihnen die Polizei nach einem Banküberfall auf der Spur war.