Ruhrbischof kritisiert "Schwarz-Weiß-Malerei" in katholischer Kirche

Ruhrbischof kritisiert "Schwarz-Weiß-Malerei" in katholischer Kirche
In der Diskussion über eine Stimmungsmache gegen die katholische Kirche hat der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck eine "Schwarz-Weiß-Malerei" beklagt. Begriffe wie "Katholikenphobie" oder "Pogromstimmung" seien nicht hilfreich, "zumal wenn sie historisch besetzt sind", sagte der Ruhrbischof den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe (Samstagausgaben).

Damit ging Overbeck auf Distanz zum Kölner Kardinal Joachim Meisner und zum Chef der Glaubenskongregation des Vatikans, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, die die Begriffe im Zusammenhang mit der öffentlichen Debatte über diverse Skandale in der katholischen Kirche verwendet hatten.

"Aggressive Stimmung" gegen die katholische Kirche

Der Ruhrbischof forderte "eine differenzierte Debatte", räumte aber ein, auch er spüre in letzter Zeit eine "aggressive Stimmung" gegen die katholische Kirche. Diese habe sich die Kirche zum Teil allerdings selbst zuzuschreiben, erklärte Overbeck. Die Kirche müsse ihre Haltung und ihre Standpunkte "besser vertreten als bisher" und gleichzeitig noch deutlicher machen.

Zuvor hatte der Kölner Kardinal Joachim Meisner in einem Brief an alle Seelsorger in seinem Erzbistum die Priester und Laienmitarbeiter zu "Tapferkeit" im Umgang mit öffentlicher Häme und "ungerechtfertigten Vorwürfen" aufgerufen, wie der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe) berichtete.

Kirchensteuer sei kein Privileg

Unterstützung erhielt die Kirche vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne), der staatliche Finanzleistungen für die Kirche verteidigte. Die Kirche sei die "stärkste Kraft der Zivilgesellschaft - und der Staat fördert alle Gemeinschaften, die sich für die Gesellschaft engagieren", sagte Kretschmann dem Evangelischen Pressedienst (epd). Privilegien besitze die Kirche deshalb nicht, betonte er. Der Einzug der Kirchensteuer durch den Staat sei kein Privileg, sondern eine Dienstleistung, für die die Kirchen bezahlen müssten.

Der Kölner Erzbischof Meisner reagierte mit seinem dreiseitigen Schreiben auf die Diskussionen über die Zurückweisung eines Vergewaltigungsopfers an zwei katholischen Kölner Kliniken sowie den Bruch zwischen katholischer Bischofskonferenz und dem Kriminologen Christian Pfeiffer, der Zweifel am Willen zur Aufklärung des Missbrauchsskandals genährt hatte.

"Die katholische Kirche noch immer eine Männerdiktatur"

Die Theologin Ida Raming griff die katholische Kirche vor diesem Hintergrund scharf an. "Die katholische Kirche ist noch immer eine Männerdiktatur", sagte Raming der "tageszeitung" (Freitagsausgabe). Es könne nicht länger hingenommen werden, dass "leitende Männer der Kirche über den Körper und die Seele der Frau Macht ausüben". Die heute 80-Jährige hatte sich 2002 von einem freikatholischen Bischof zur Priesterin weihen lassen und war daraufhin exkommuniziert worden.