Neuer Chef des Aids-Fonds verspricht Null-Toleranz gegen Korruption

Neuer Chef des Aids-Fonds verspricht Null-Toleranz gegen Korruption
Der designierte Chef des krisengeschüttelten Aids-Fonds, Mark Dybul, will Korruption und Misswirtschaft entschieden bekämpfen. Unter seiner Führung werde der Globale Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria eine Politik der "Null-Toleranz" verfolgen, sagte der 49-jährige US-Amerikaner dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf. Der Fonds finanziert derzeit die Medikamente für 3,3 Millionen Aids-Kranke in Entwicklungsländern, konnte aber für 2012 keine neuen Projekte bewilligen.
20.11.2012
epd
Jan Dirk Herbermann

Der Verwaltungsrat des Fonds hatte den Immunologen Dybul vorige Woche zum neuen Exekutivdirektor gewählt. Seine vierjährige Amtszeit beginnt im Februar 2013. Der Globale Fonds hatte 2010 mehrere Fälle von Korruption festgestellt. Rund 34 Millionen US-Dollar waren in Dschibuti, Mali, Mauretanien und Sambia veruntreut oder anders eingesetzt worden als vorgesehen. Im betreffenden Zeitraum hatte der Fonds insgesamt 13 Milliarden Dollar vergeben.

Dybul betonte, dass Korruptionsfälle immer wieder auftreten könnten: "Es ist nicht realistisch zu glauben, das so etwas nicht mehr passieren würde", sagte er. Kein einziges Programm für öffentliche Gesundheit in der Welt sei vor Korruption gefeit. Im Zuge der Affäre war bereits der frühere Exekutivdirektor des Fonds, Michel Kazatchkine, zurückgetreten.

Schlüsselrolle beim Aufdecken der Korruptionsfälle

Dybul leitete von 2006 bis 2009 das milliardenschwere Anti-Aids-Programm des US-Präsidenten. Der Mediziner räumte ein, dass es auch dabei Unregelmäßigkeiten gab. Unter seiner Führung habe man die Fälle aufgedeckt. Dybul unterstrich, dass der Globale Fonds schon weitreichende Reformen eingeleitet habe. In der vorigen Woche hatte der Fonds ein neues Modell für die Vergabe der Mittel an die Empfängerländer beschlossen.
Dybul wollte die Entlassung des Generalinspekteurs des Fonds, John Parsons, nicht kommentieren. Der Verwaltungsrat hatte seinem obersten Korruptionsbekämpfer in der vergangenen Woche wegen "unbefriedigender" Leistungen gekündigt. Parsons spielte eine Schlüsselrolle beim Aufdecken der Korruptionsfälle.

Der Fonds finanziert sich über Zuwendungen von Regierungen, Stiftungen und Unternehmen. Seit seiner Gründung 2002 stellte er rund 23 Milliarden US-Dollar für Gesundheitsprgrogramme in 151 Ländern bereit. Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) hatte als Reaktion auf die Korruptionsfälle die deutschen Zahlungen an den Fonds eingefroren und an Reformen geknüpft. Kurz nach der Wahl Dybuls wies Niebel 100 Millionen Euro als zweite Hälfte des deutschen Jahresbeitrags an. 

Dybul betonte, wie wichtig die deutsche Unterstützung für den Fonds sei, der auf Initiative der acht wichtigsten Industrienationen (G-8) entstanden war und seinen Sitz in Genf hat. Wegen der Weltfinanzkrise und Kürzungen aufgrund der Korruptionsvorwürfe hat der Fonds eine Budgetlücke.