Euro-Krise trifft auch die Entwicklungshilfe

Euro-Krise trifft auch die Entwicklungshilfe
Die Euro-Krise wird nach Auffassung des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) auch die Hilfe für die Ärmsten in der Welt schmälern. "Für Entwicklungshilfe stehen künftig weniger Mittel zur Verfügung", sagte EED-Vorstand Claudia Warning dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Der Entwicklungsetat wird nicht mehr steigen wie in den letzten Jahren, aber er wird hoch bleiben."
13.08.2012
epd
Elvira Treffinger und Natalia Matter

Das Versprechen von Industrienationen, die Hilfe bis 2015 auf 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens zu erhöhen, werde trotz weiterer Lippenbekenntnisse nicht erfüllt werden. "Wir haben insgesamt einen Trend in Europa, dass die Regierungen sich leise vom 0,7-Prozent-Ziel verabschieden", beklagte Warning. Derzeit liegt die Quote im Durchschnitt der Industrieländer bei 0,31 Prozent, in Deutschland bei 0,4 Prozent.

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In der Bundesrepublik sei das 0,7-Prozent-Ziel nicht erreichbar. "Wir müssten Milliarden in den Bundeshaushalt pumpen", sagte Warning. Dafür fehle der politische Wille, obwohl weltweit der Bedarf wachse, um die Ernährungs-, Energie- und Umweltkrise zu bewältigen: "Es ist bitter: Die Anzahl der Armen geht nicht zurück, sie wächst eher, und trotzdem steht weniger Geld zur Verfügung."

"Nun redet niemand mehr davon, Einnahmen für die Ärmsten einzusetzen"

Nach Warnings Worten wird es für die Kirchen umso wichtiger, für mehr Gerechtigkeit bei Welthandel, Rohstoffausbeutung und Klimapolitik zu streiten. Zurückhaltend äußerte sie sich zu Regierungsplänen, die lange geforderte Finanztransaktionssteuer einzuführen, aber zur Sanierung des Haushalts zu verwenden. "Das ist sehr ärgerlich, denn nun redet niemand mehr davon, die möglichen Einnahmen für die Ärmsten einzusetzen", sagte die promovierte Geografin.

Warning verantwortet unter anerem die internationalen Programme des EED und gehört seit 2005 dem Vorstand an. Das kirchliche Hilfswerk wird im Oktober von Bonn nach Berlin umziehen und mit dem Diakonischen Werk verschmelzen, zu dem "Brot für die Welt" gehört. Im neuen "Evangelischen Werk für Diakonie und Entwicklung" entsteht die größte Entwicklungsorganisation Deutschlands mit rund 250 Millionen Euro Finanzvolumen.