Nachhaltiger Luxusurlaub in Simbabwe

Foto: epd/Dagmar Wittek
Das Malilangwe-Reservat in Simbabwe bietet 250 Einheimischen Arbeitsplätze.
Nachhaltiger Luxusurlaub in Simbabwe
Schon bekannte Menschen wie der Schauspieler Michael Douglas und Lybiens ehemaliger Staatschef Muammar al-Gaddafi stiegen in dieser Lodge in Simbabwe ab. Die Luxus-Lodge Singita Pamushana will zu Naturschutz und zur Linderung der Armut beitragen.
05.08.2012
epd
Dagmar Wittek

Der Allradwagen rumpelt durch das dornige Gebüsch. Elefanten, Antilopen, Zebras und sogar einige Nashörner lassen sich davon nicht beim Grasen stören. Das Malilangwe-Reservat ist wider Erwarten eine Safari-Idylle. Dabei hieß es jahrelang, die Nationalparks im Krisenland Simbabwe seien leer gewildert.

Die Wilderer wollen vor allem Nashörner jagen. Der Verkauf des Horns ist ein lukratives Geschäft. Im Nachbarland Südafrika wird im Durchschnitt jeden Tag ein Tier getötet. In Asien ist das Horn wegen seiner vermeintlich potenzfördernden Wirkung heiß begehrt. Das 130.000 Morgen große, privat geführte Malilangwe Naturschutzgebiet hat die höchste Dichte an Nashörnern im südlichen Afrika.

Scouts schützen Tiere vor Wilderern

Plötzlich bremst Ranger David scharf. Hinter einem ausladenden Baobab-Baum blitzt etwas metallisch. Ein Gewehrlauf? Zwei junge Männer in Khaki-Uniformen schieben sich grinsend hinter dem Baumstamm hervor. Sie gehören zu den 55 Scouts des Reservats, die Tag und Nacht das Gelände durchkämmen. Sie sind schwerbewaffnet. "Vor Wilderern habe ich keine Angst, auf die schießen wir sofort", sagt der 25-jährige David Nhlanga. Vor den unberechenbaren Löwen aber habe er einen Heidenrespekt.

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Für etwas über 100 US-Dollar (82 Euro) im Monat riskieren Nhlanga und seine Kumpel ihr Leben im Busch. Auf die Frage, ob der illegale Verkauf eines gewilderten Nashorns nicht lukrativer wäre, antwortet er: "Malilangwe hat eine einzigartige Flora und Fauna, die wir für unsere Kinder schützen wollen." Drei Monate Ausbildung zum Scout haben den jungen Männern diese Einstellung eingeimpft.

Ein Job auf Dauer in der Heimat und die Chance, die Familie zu unterstützen, ist attraktiver als das schnelle Geld und ein Leben auf der Flucht. Bislang ist das 1994 gegründete Schutzgebiet von Wilderern verschont geblieben.

Auch Promis entspannen in der Luxus-Lodge

Das Malilangwe-Reservat bietet 250 Einheimischen Arbeitsplätze. Finanziert werden Natur- und Tierschutz sowie ein Entwicklungshilfeprogramm für die Dörfer in der Region durch die Luxus-Lodge Singita Pamushana, die im Reservat liegt. Zu ihren Gästen gehörten die Musikerin Shakira, der getötete libysche Staatschef Muammar al-Gaddafi und Schauspieler wie Michael Douglas und dessen Frau Catherine Zeta-Jones.

Foto: epd/Dagmar Wittek

Für 950 US-Dollar pro Person und Nacht fehlt es an nichts: Vom Fernglas über das Mückenmittel bis um gekühlten Gin Tonic im Kühlschrank ist alles da. Zebrafelle dekorieren den Boden, Geweihe von Eland und anderen großen Kuhantilopen die Wände. Für Romantik sorgen Holzbungalows mit Reetdach, Himmelbetten und dimmbare Lampen. Vom privaten Pool hat man einen sagenhaften Blick auf die Tierwelt.

Jeder Schüler bekommt eine warme Mahlzeit

Im Dorf Marenje, etwa 20 Kilometer vom Eingangstor des Reservats entfernt, ist eine andere Welt. "Meine Schüler sind eindeutig viel besser geworden, seitdem uns Malilangwe unterstützt", sagt die Grundschullehrerin Fungai Edina Chauke. "Viele Eltern schicken ihre Kinder nur zur Schule, weil sie wissen, dass sie hier jeden Tag eine vollwertige Mahlzeit bekommen." Täglich teilt der Malilangwe-Trust für 20.000 Kinder Essen aus. Die jahrelange galoppierende Inflation hat viele Familien in Armut gestürzt.

Die Arbeitslosigkeit ist extrem hoch, und Arztbesuche sind teuer. Mithilfe des Reservats entstanden eine kleine Klinik, die das Gesundheitsministerium personell und materiell bestückt, sowie ein Geburtshaus. Müttersterblichkeit und Fehlgeburten gingen zurück.

Das Dorf plant und entscheidet selbst

"Wir betreiben Hilfe zur Selbsthilfe, um keine Abhängigkeiten zu verursachen", sagt  Sozialarbeiter Shpeherd Mawire vom Malilangwe-Trust: Die Vergabe von Stipendien für besonders begabte Schüler, Trainings in Umweltschutz, die Zusammenarbeit mit dem nationalen Aids-Rat, Theaterworkshops mit Jugendlichen - alles werde auf Wunsch der Dorfgemeinschaften geplant. Auch ein Pilotversuch im Anbau von Gemüse, das die Dorffrauen an die Luxus-Lodge verkaufen wollen.

"Noch stecken wir mehr rein, als wir wieder rauskriegen", sagt der Direktor von Malilangwe, Mark Saunders. Aber die Lodge sei 2008 grundsaniert worden. Pächter ist nun der Luxus-Safari-Anbieter Singita Game Reserves, der sich nachhaltigen Tourismus auf die Fahne geschrieben hat. Bisher laufen viele Programme noch über Sponsoren. Aber Saunders ist fest davon überzeugt: "Bald wird die Lodge den Umweltschutz wie auch das Entwicklungshilfeprogramm von Malilangwe finanzieren und zudem Gewinn abwerfen."