TV-Tipp des Tages: "Sau Nummer vier: Ein Niederbayernkrimi" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Sau Nummer vier: Ein Niederbayernkrimi" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Sau Nummer vier: Ein Niederbayernkrimi", 27. Juni, 20.15 Uhr im Ersten
Als sich rausstellt, dass der Finger aus dem Mund von Dackel Seppl einem älteren Herrn gehören muss und außerdem von einem Schwein abgebissen worden ist, lässt Lederer zur großen Verwunderung der örtlichen Polizistin Bissproben aller verfügbaren Säue und Eber nehmen.

Schon allein die Musik macht diesen Film zu etwas ganz besonderem. Auch wenn man es vorher nicht für möglich gehalten hätte: Es ist durchaus verblüffend, wie gut sich echte bayerische Volksmusik mit typischen Klängen aus einem Italo-Western kombinieren lässt. Eine Gitarre im Stil Ry Cooders sorgt dafür, dass der Film stellenweise auch noch wie "Paris, Texas" klingt.

Ein Heimatfilm mit anderen Mitteln

Die Handlung trägt sich jedoch im niederbayerischen Niedernussdorf zu. Obwohl am Anfang ein Rauhaardackel mit einem Finger im Mund durchs Dorf rennt -  wie in Sergio Leones Klassiker "Für eine Handvoll Dollar" oder dessen Vorbild, Akira Kurosawas "Yojimbo" (in beiden Fällen war es im Übrigen eine ganze Hand) - ist "Sau Nummer vier" kein Sammelsurium filmischer Zitate. Und trotz des Titelzusatzes ("Ein Niederbayernkrimi") eigentlich auch kein Krimi. Als allerdings ein Hauptkommissar aus dem benachbarten Straubing von der Sache erfährt, wittert er gleich einen Mordfall. Der Mann heißt Lederer, trägt einen ebensolchen Mantel und sieht aus wie Hutch (von "Starsky & Hutch") mit Charles-Bronson-Bart; also wie ein Relikt aus den Siebzigern. Dazu passt auch die Musik, die er hört.

Das alles legt eine Parodie nahe, aber im Grunde ist "Sau Nummer vier" ein Heimatfilm mit anderen Mitteln, das verdeutlichen schon die Eingangsbilder; selbst wenn Niederbayern nicht Oberbayern ist, weshalb alles etwas weniger pittoresk wirkt. Das gilt vor allem für die Bevölkerung. Auch wenn die Handlung sie als kauzig, einsilbig und engstirnig hinstellt: Der Film ist eine Hommage an diesen Menschenschlag und seinen leicht schrägen Humor, der sehr an den trockenen Witz Norddeutschlands erinnert. Die Einheimischen (Komparsen und Nebendarsteller stammen in der Tat aus der Gegend) sind auch deshalb die Stars der Geschichte, weil selbige sehr überschaubar ist: Als sich rausstellt, dass der Finger aus dem Mund von Dackel Seppl einem älteren Herrn gehören muss und außerdem von einem Schwein abgebissen worden ist, lässt Lederer (Florian Karlheim) zur großen Verwunderung der örtlichen Polizistin (Johanna Bittenbinder) Bissproben aller verfügbaren Säue und Eber nehmen. Und weil auf einem Bauernhof der angeblich auf dem Jakobsweg pilgernde Großvater fehlt, hat Lederer auch bald die nötigen Verdächtigen. Dank Seppl stößt die Polizei schließlich auf eine Stelle im Wald, an der in der Tat eine Leiche verbrannt worden ist; doch dieses Opfer war eine Frau.

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Der wunderbare Film, geschrieben von Christian Limmer, inszeniert von Max Färberböck, fotografiert von Andreas Doub, musikalisch untermalt von Gerd Baumann, hat nur einen Nachteil. "Red i auswärts?!", herrscht Polizistin Wegmeyer irgendwann ihre begriffsstutzigen Mitarbeiter an, und außerhalb Bayerns muss man feststellen: Das tut sie in der Tat. Viele Dialoge versteht man einfach nicht. Den Genuss schmälert das jedoch kein bisschen.