Im Anfang war das Wort - auch für die Synode

Bischof Gerhard Ulrich auf der Kanzel
Foto: epd-bild/Norbert Neetz
Bischof Gerhard Ulrich, amtierender Bischof der Nordkirche, bei seiner Predigt im Lübecker Dom zur Eröffnung der EKD-Synode 2012.
Im Anfang war das Wort - auch für die Synode
Der Eröffnungsgottesdienst zur Synode der EKD, gehalten im Dom zu Lübeck, war ein Gottesdienst mit vielen guten Worten, aber auch einer klaren Botschaft: Nutzt das Wort, lasst es nicht ungehört verhallen!
04.11.2012
evangelisch.de

"Im Anfang war das Wort." Das gilt nicht nur für die Schöpfung, als Gott das Licht in die Welt hineinsprach, sondern auch für die Synode der EKD, die am Sonntag morgen mit einem Fernsehgottesdienst mit Abendmahl aus dem Dom zu Lübeck eröffnet wurde. Es war ein wortmächtiger Gottesdienst: Begrüßungsworte, gelesene Worte, Einsetzungsworte zum Abendmahl, bittende Worte, Segensworte – einer EKD-Synode angemessen, die selbst unter dem Motto aus dem Johannesevangelium steht. Denn nicht nur die Verbreitung biblische Botschaft selbst, sondern auch die Reformation hängt maßgeblich an der Kraft der Worte.

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Auch predigende Worte gab es, von der Kanzel im hell erleuchteten Lübecker Dom gesprochen durch Bischof Gerhard Ulrich, der derzeit kommissarisch das Amt des Bischofs der neu gegründeten Nordkirche innehat. In der Predigt (hier im Wortlaut) erzählte Ulrich von der Kraft des Wortes, das bei Gott unmittelbar Handeln ist, und das auch auf Erden in unseren Zeiten vieles verändern könne, denn: "Von Gottes Wort regierte Herzen regieren die Welt anders: barmherzig, mit Liebe, zur Freiheit." Bischof Ulrich betonte zugleich, wie sehr das Wort Gottes öffentlich ist, "nicht Privatsache": "Der Glaube, der die Realität der Welt sieht und die Realität Gottes darin gleichermaßen, führt dazu, dass Worte nicht 'Schall und Rauch' sind", gab er den Synodalen mit auf den Weg in die Tagung. Wörter könnten Frieden stiften.

"Ungerechtigkeit ist nicht gottgewollt"

"Die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich und Hass gegen alles Fremde ist nicht gottgewolltes Schicksalsgefüge, sondern von Menschen entfachter Irrsinn", predigte Bischof Ulrich, ebenso dass der Wert des Menschen und seine Würde nicht von Leistung, Reichtum, Schönheit oder Klugheit abhingen.

Auch auf die Ökumene ging der Bischof ein: "Das Wort, das im Anfang war, ist allemal größer als wir selbst, größer als alle Konfessionen", sagte er: "Und darum wollen wir weiter alles tun, um trennende Grenzen zu überschreiten."

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So begann die Synode mit vielen Worten – unter anderem auch mit einem schön choreografierten Stimmengewirr des Lübecker Sing- und Spielkreises, der den Gottesdienst musikalisch und mit Chorgesang begleitete.

Das bereits am Reformationstag eröffnete Themenjahr "Toleranz" der Lutherdekade spielte keine Rolle im Gottesdienst, aber dazu war ja bereits bei der Eröffnungsfeier in Worms ausführlich gepredigt worden. Das einzige, was der Gottesdienst schuldig blieb, war die Frage nach dem "wie": Da ist das Wort und seine friedensstiftende Macht, aber wie tragen wir es nun in die Kirche und nach außen? Was machen wir damit, wie setzen wir diese Kräfte frei?

Die Worte nicht verhallen lassen

Für die Synode, die sich am Montag mit dem Thema "Reformation" beschäftigen wird, steckte hier ein Auftrag drin. Nämlich der Auftrag, sich von den Worten zum Denken anregen zu lassen und sie mit Leben zu füllen.

Die Reformation hat die Worte der Bibel schon einmal in neue Form gebracht. Das anstehende Reformationsjubiläum 2017 erinnert daran, gegenüber den Herausforderungen der Welt an die Kirche in unseren Zeiten – egal ob atheistischer Gegenwind, Finanzkrise oder weltweite Gewalt zwischen Religionen – nicht sprachlos zu sein.