Freitodbegleitungen bei Sterbehilfeorganisation Exit stark gestiegen

Freitodbegleitungen bei Sterbehilfeorganisation Exit stark gestiegen
Die Freitodbegleitungen bei Exit Schweiz, einer der größten europäischen Sterbehilfeorganisationen, haben seit Mitte der 80er Jahre stark zugenommen.
14.06.2012
epd
Jan Dirk Herbermann

Im Jahr 2011 seien 411 Menschen mit Hilfe von Exit aus dem Leben geschieden, sagte Bernhard Sutter, der Vizepräsident von Exit Deutschschweiz in Zürich dem Evangelischen Pressedienst (epd). Exit habe 1985 den ersten drei Menschen beim Freitod geholfen.

Exit organisiert in Zürich einen am Dienstag eröffneten Kongress internationaler Sterbehilfeorganisationen. Bis Sonntag werden rund 100 Delegierte und Hunderte Gäste über das umstrittene Thema Sterbehilfe diskutieren. Sutter betonte, die Sterbehelfer wollten keine "neuen Suizidtechniken" während der Veranstaltung vorstellen.

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Sutter erklärte weiter, dass über kurz oder lang weitere Länder in Europa dem liberalen Schweizer Modell der Freitodbegleitung folgen werden. "In Großbritannien wankt das Sterbehilfeverbot", sagte er. Auch der neue französische Präsident Francois Hollande wolle die Sterbehilfe legalisieren. Deutschland sei jedoch ein besonderer Fall. Für die Bundesrepublik rechnet Sutter nicht mit einer Einführung einer liberalen Sterbehilferegelung in absehbarer Zukunft.

Sutter betonte, dass bei dem Kongress in Zürich auch Gegner der Freitodbegleitung zu Wort kommen sollen. Zudem soll die Schweizer Justizministerin Simonetta Sommaruga eine Rede halten. Vor dem Kongress hatten Kirchen und kirchliche Organisationen in der Schweiz die Sterbehelfer kritisiert. In der Eidgenossenschaft ist laut Verfassung Freitodbegleitung nicht strafbar, sofern bei dem Helfer keine eigennützigen Motive vorliegen. Ein eigenes Gesetz über Freitodbegleitung kam in der Schweiz nicht zustande.

Kritiker werfen Exit und der anderen großen Schweizer Sterbehilfeorganisation Dignitas vor, mit dem Leid verzweifelter Menschen Geschäfte zu machen. Zudem sei eine Freitodbegleitung ethisch nicht verantwortbar. Nach Angaben von Exit sind rund 30 Prozent der Sterbewilligen "nicht todkrank". Exit hat nach eigener Zählung rund 80.000 Mitglieder, nur die niederländische NVVE ist größer.

Exit hilft nur Menschen mit Wohnsitz Schweiz beim Suizid. Dignitas hingegen assistiert auch Menschen beim Freitod, die nicht in der Schweiz leben. Die hohe Anzahl von Ausländern, die mit Hilfe von Dignitas aus dem Leben scheiden, führte zu Unbehagen in der Schweiz, es war von "Sterbetourismus" die Rede.