Köln (epd). Die ehemalige Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat die Kölner Silvesternacht 2015/2016 mit Raub- und Sexualstraftaten, überwiegend begangen von jungen Flüchtlingen aus dem arabischen und nordafrikanischen Raum, als „Wendepunkt in der deutschen Aufnahmepolitik für Geflüchtete“ bezeichnet. Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Dienstag) sagte Reker: „Viele Menschen in Köln haben danach ihre Sorge vor Überforderung deutlicher und häufiger geäußert als vorher. Aber die Willkommenskultur hat sich nicht grundlegend verändert.“
Reker bezeichnete es als Fehler, dass sie Frauen damals geraten habe, „eine Armlänge Abstand“ zu halten. Auf einer Pressekonferenz nach der Silvesternacht hatte sie diesen Hinweis aus einer Broschüre über Partysicherheit für junge Frauen zitiert. „Das war natürlich unpassend. Die Frauen in der Silvesternacht konnten keine Armlänge Abstand halten.“ Reker sagte der Zeitung, der darauf auf sie niedergehende „Shitstorm“ habe sie weitaus weniger berührt als das Schicksal dieser Frauen.
Mansour fordert bessere Strategien für Integrationsverweigerer
Der israelisch-deutsche Autor und Psychologe Ahmad Mansour fordert Konzepte, um vor allem junge Männer aus Nordafrika und arabischen Ländern besser in Deutschland zu integrieren. „Durch die Kölner Silvesternacht haben wir damals als Gesellschaft verstanden: So rosa ist das alles nicht“, sagte Mansour der Zeitung. Auch wenn viele Menschen ihr Bild über Migration seitdem verändert hätten, werde das Thema bis heute noch immer eher punktuell diskutiert.
„Wir sehen den Unterschied nicht zwischen denjenigen, die alles tun, um in dieser Gesellschaft anzukommen und denen, die überhaupt kein Interesse daran haben, anzukommen und die unseren Rechtsstaat verachten“, sagte Mansour. Die Kölner Silvesternacht sei möglich gewesen, „weil Menschen - und ich rede von Straftätern, nicht von den Migranten allgemein - mit einem ganz anderen Frauenbild zu uns gekommen sind“. Aus seiner heutigen Arbeit mit inhaftierten Sexualstraftätern wisse er, dass viele derjenigen noch immer nicht verstanden hätten, was sie falsch gemacht haben - „wegen ihrer Sozialisation und der mitgebrachten Werte“. Dies erfordere Strategien für eine bessere Integration. „Veränderung gelingt nur, wenn wir die Menschen, die zu uns kommen, begleiten.“


