Kassel, Berlin (epd). Weltweit helfen Frauen in Landwirtschaft und Fischerei, die Nahrungsmittelversorgung zu sichern, doch ihre Rechte sind stark eingeschränkt: „Sie werden systematisch benachteiligt“, sagte Francisco Mari, Referent für Welternährung, Agrarhandel und Meerespolitik beim evangelischen Hilfswerk „Brot für die Welt“ dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Frauen sind in Genossenschaften, Fischereigremien oder Dorfkomitees oft unterrepräsentiert und haben bei politischen Entscheidungen wenig Stimme.“
Die Vereinten Nationen haben 2026 zum „Internationalen Jahr der Frauen in der Landwirtschaft“ erklärt. Das UN-Jahr mache sichtbar, welchen Beitrag Frauen zur Ernährungssicherung und Biodiversität leisteten, sagte Mari. Es erzeuge ein „politisches Momentum für Reformen“. Zu den größten Herausforderungen zählten diskriminierende Land- und Nutzungsrechte in vielen Ländern der Erde. Frauen hätten außerdem weniger Zugang zu Krediten, Saatgut oder Technik.
Wissen über ökologische Anbaumethoden
Der Experte kritisierte, dass das Wissen von Frauen oft an den Rand gedrängt werde. Das gelte insbesondere für indigene und traditionelle Akteurinnen, die beispielsweise agrarökologische Anbaumethoden oder handwerklichen Flussfang praktizierten - „obwohl genau diese Praktiken zum Schutz von Landschaften, Böden und Biodiversität beitragen“.
Zudem sei die Arbeit von Frauen weitgehend unsichtbar: Ihre Leistung sei weder statistisch erfasst noch sozial abgesichert. Fehlende Daten erschwerten gezielte Politikstrategien: Viele Agrar-, Fischerei- und Klimastatistiken seien nicht nach Geschlecht aufgeschlüsselt. Auch Gesundheits- und Belastungsdaten fehlten weitgehend, etwa zur Doppelbelastung durch Feld- und Sorgearbeit.
„Brot für die Welt“ engagiert sich für Frauen des globalen Südens in der Landwirtschaft, indem es beispielsweise Frauenkollektive stärkt, Landrechtskampagnen unterstützt oder Netzwerke von Fischerinnen fördert. Mari betont, dass Frauen nur erfolgreich unterstützt würden, wenn rechtliche Gleichstellung mit praktischer Stärkung verbunden werde. Zentral sei, dass die Frauen selbst definierten, welche Dokumente, Ressourcen und Unterstützung sie benötigten, um ihre Rechte wahrnehmen zu können. Entscheidend sei auch, Partner und männliche Familienmitglieder einzubeziehen, um strukturelle Barrieren abzubauen.


