Frankfurt a.M. (epd). Angesichts persönlicher Ratlosigkeit und multipler politischer Krisen bietet das christliche Weihnachtsfest nach Ansicht vieler Kirchenleitender Trost und Hoffnung für alle Menschen. „Ehrlicherweise ist unser konkreter Einfluss auf die großen Konflikte und Kriege dieser Welt überschaubar, das Gefühl der Ohnmacht ist schwer zu ertragen“, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, in ihrer am Montag in Hannover veröffentlichten Weihnachtsbotschaft.
Inmitten von Terror, Angst und Bedrohung komme aber nun Gottes Menschenliebe und Freundlichkeit zur Welt: „Das große, hoffnungstrotzige Dennoch gegen den Hass in der Welt“, sagte die Hamburger Bischöfin. An Weihnachten feiern Christen in aller Welt die Geburt Jesu, der zentralen Glaubensgestalt im Christentum.
Die internationalen Kirchenbünde riefen zur Zuversicht auf. Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) und der Lutherische Weltbund (LWB) erinnerten daran, dass die biblische Geschichte nicht von familiärer Idylle, sondern von Unsicherheit, Flucht und Bedrohung geprägt sei. Zugleich verwiesen die Kirchen auf das Leid von Familien weltweit, die von Krieg, Verfolgung, Armut und Klimakatastrophen betroffen sind.
Romantisches Bild der Heiligen Familie
Das romantische Bild der Heiligen Familie und Christi Geburt spiegle nicht die in der Bibel beschriebene Realität wider, erklärte der ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay in Genf: „Jesus selbst wurde in einer kalten Nacht in einem bescheidenen Stall geboren, und seine ersten Tage verbrachte er auf der Flucht vor der Gefahr durch einen grausamen König.“ Der 1948 gegründete ÖRK, auch als Weltkirchenrat bekannt, umfasst derzeit 356 Mitgliedskirchen mit weltweit mehr als 580 Millionen Christen.
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, nannte das Weihnachtsfest „eine Trotzreaktion der Hoffnung“. Angst, Erschöpfung und Verunsicherung prägten das Lebensgefühl vielerorts, sagte sie in Speyer. Krisen sollten weder verdrängt werden, noch solle man sich von ihnen bestimmen lassen. Weihnachten stehe für Gottes Nähe inmitten der Dunkelheit und für ein Licht, das die Finsternis durchbreche.
Unruhe und Angst gab es schon vor 2.000 Jahren
Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, hob die Friedensbotschaft des Weihnachtsfests hervor. Unruhe und Angst gebe es heute wie vor 2.000 Jahren, sagte Hofmann in Kassel. „Die Diskussionen um Wehrpflicht und Zivilschutz lassen die Bedrohung spürbar werden.“ Dazu kämen immer wieder erschreckende Bilder und Nachrichten aus der Ukraine, dem Nahen Osten und dem Sudan. Doch mit Jesus Christus beginne zu Weihnachten Friede und Vertrauen.
In der Weihnachtsgeschichte steckt nach Ansicht des rheinischen Präses Thorsten Latzel eine „Mut-Botschaft“. Die Botschaft „Fürchte dich nicht!“ sei angesichts der aktuellen Weltlage besonders wichtig, sagte er in Düsseldorf. „Weihnachten ist Mut-Zeit.“ Das Fest ziele auf Lebensmut und neue Beherztheit.


