Kiel (epd). Eltern können nach Einschätzung einer Expertin ihre Kinder beim Loslassen vom Weihnachtsmann-Glauben unterstützen. Die Kieler Psychologin Svenja Lüthge riet im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) zu einer der Situation angepassten Reaktion: Sei ein Kind etwa enttäuscht, wenn es erkenne, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gebe, könnten Eltern ihm die Geschichte vom heiligen Nikolaus von Myra erzählen, einem Bischof aus dem 4. Jahrhundert, der für seine Hilfsbereitschaft bekannt war. Das ergäbe inhaltlich „eine kleine Parallele“, sagte Lüthge.
Kinder im Alter von etwa zwei bis fünf Jahren sind nach Lüthges Worten in einer magischen Phase. „Während dieser Zeit lieben sie Geschichten aller Art, auch die vom Weihnachtsmann“, sagte die Psychologin. Erst danach, etwa ab dem Grundschulalter, würden sie kognitiv reifer und begännen, Zusammenhänge herzustellen und Dinge wie die Existenz des Weihnachtsmannes zu hinterfragen.
Ehrlich und liebevoll die Tradition erklären
Eltern könnten ihrem Nachwuchs dann sagen, dass es den Weihnachtsmann nicht gebe, denn „die Wahrheit zum richtigen Zeitpunkt ist völlig okay“. Sie könnten ihren Kindern „ehrlich und liebevoll die Tradition erklären, die Kinder werden das verstehen“. Zumal die Botschaft bestehen bleibe: „Was wünsche ich mir, was tue ich dafür, was gebe ich anderen, welche Werte möchte ich leben?“ Wer Angst hat, sein Kind könnte enttäuscht reagieren, könne ihm auch die Gegenfrage „Glaubst du denn an den Weihnachtsmann?“ stellen. „Die Kleineren sagen dann immer 'Ja'“, weiß Lüthge.
Kommt es doch zur Enttäuschung, beispielsweise, weil ältere Geschwister dem jüngeren Kind den Glauben an den Weihnachtsmann nehmen, könnten Eltern dem Kind die Geschichte vom heiligen Nikolaus erzählen, „den es der Überlieferung nach ja wirklich gegeben hat“, empfahl die Psychologin. „So können sie diese Enttäuschung, diesen Schock, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt, beim Kind ein bisschen auffangen.“
Größeren Kindern, die sich den Glauben an den Weihnachtsmann noch etwas bewahrt haben, könnten Eltern nach Lüthges Ansicht zu gegebener Zeit die direkte Frage „Sag mal, glaubst du eigentlich noch an den Weihnachtsmann?“ stellen. „Die antworten dann vielleicht mit 'Ja, ja, ich glaube noch dran', lächeln dabei aber süffisant“, sagt Lüthge. „Oder sie sagen: 'Nee, aber es war schön, an ihn zu glauben.' Mit beidem wäre die Sache dann geklärt.“



