Floriane Azoulay scheidet als Direktorin der Arolsen Archives aus

Floriane Azoulay scheidet als Direktorin der Arolsen Archives aus
Die Amtszeit der Direktorin der Arolsen Archives endet im Dezember. Unter Floriane Azoulay sammelte das Archiv Auszeichnungen, sie selbst war nicht unumstritten.

Bad Arolsen (epd). Die Direktorin der Arolsen Archives, Floriane Azoulay, scheidet zum Jahresende aus dem Amt. Die Direktorin habe in den zehn Jahren ihrer Amtszeit das weltweit größte Archiv über Opfer und Überlebende der NS-Verfolgung digital ausgerichtet, teilte die Pressestelle der Einrichtung in Bad Arolsen am Mittwoch mit. Das Online-Archiv umfasse mittlerweile rund 40 Millionen Dokumente und werde jährlich von rund 800.000 Menschen weltweit genutzt. Nach einer Verlängerung der fünfjährigen Amtszeit um weitere fünf Jahre ende die Amtszeit der Direktorin oder des Direktors.

Azoulays Anliegen sei gewesen, das Wissen aus dem Archiv in die Gesellschaft zu bringen - als zugängliche, überprüfbare Beweise der NS-Verbrechen in einer Zeit, in der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen nicht mehr selbst berichten können, hieß es. Bei der internationalen Online-Aktion #everynamecounts hätten bisher nahezu 400.000 Menschen mitgeholfen, Millionen Dokumente digital zu erschließen. Durch die Initiative #StolenMemory seien mit Unterstützung zahlreicher Freiwilliger mehr als 1.000 Familien gefunden worden, denen persönliche Gegenstände ehemaliger KZ-Häftlinge zurückgegeben wurden. Die Arolsen Archives erhielten in den vergangenen zehn Jahren mehrere internationale Auszeichnungen.

Mobbing-Vorwürfe gegen Direktorin

2023 waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Kritik an Azoulay an die Öffentlichkeit gegangen. 25 aktive und ehemalige Beschäftigte hätten massive Vorwürfe wegen Mobbings und Machtmissbrauchs erhoben, teilte deren Rechtsanwalt damals mit. Das Aufsichtsgremium, der Internationale Ausschuss, beauftragte daraufhin eine Anwaltskanzlei, die Vorwürfe zu untersuchen. Dabei beschränkte der Ausschuss den Untersuchungszeitraum auf die Jahre 2021 und 2022 und ließ nicht, wie von den Kritikern erhofft, den gesamten Amtszeitraum der Direktorin ab 2016 untersuchen. Die Kanzlei sah in ihrem Bericht keine Pflichtverletzungen Azoulays, es folgten keine Konsequenzen für die Direktorin.