Berlin, Santiago (epd). Der neu gewählte Präsident Chiles, José Antonio Kast, lässt sich laut der Publizistin Amanda Marton am besten als politisches Chamäleon mit guten Verbindungen zur extremen Rechten weltweit beschreiben. „Kast weicht kritischen Fragen aus, lernt aus seinen Fehlern und passt sein Verhalten an“, sagte die Journalistin, die im Juni ein Buch über den Werdegang des ultrarechten Politikers geschrieben hat, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wenn er merkt, dass es ihm schadet, positiv über die Diktatur zu sprechen, lässt er es.“
Kast habe früh von rechtsextremen Politikern und Politikerinnen im Ausland gelernt, sagte Marton. Bereits Ende der 2000er Jahre habe der damalige Parlamentarier begonnen, ein internationales Netzwerk aufzubauen. Dazu hätten unter anderem Kontakte zum rechtsextremistischen Ex-Präsident Brasiliens, Jair Bolsonaro, zum deutschen AfD-Politikerpaar Beatrix und Sven von Storch sowie später zur italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gehört.
Anhänger von Diktator Pinochet
Allerdings sei Kast, dessen deutscher Vater NSDAP-Mitglied war, der Familie Bolsonaro offenbar zu gemäßigt. „In unserer Recherche ist uns aufgefallen, dass die Beziehungen zur Familie Bolsonaro deutlich schlechter sind als öffentlich dargestellt“, sagt Marton. Auch die von Storchs hatten Anfang November angekündigt, den noch extremeren Präsidentschaftskandidaten Johannes Kaiser zu unterstützen.
Dass der 59-jährige Kast ein Anhänger des ehemaligen Diktators Augusto Pinochet ist, steht für Marton allerdings fest. „Die zentrale Frage ist, ob sich ein Pinochetist demokratisch verhalten kann“, gibt die Autorin zu bedenken. Pinochet regierte Chile von 1973 bis 1990, ließ Oppositionelle verfolgen und mehr als 3.000 Menschen ermorden. Kasts bisheriges Auftreten spreche jedoch dafür, dass er sich bewusst als Demokrat inszeniere.
Zum Regieren auf gemäßigte Rechte angewiesen
Auch deshalb sei der neunfache Vater und strenggläubige Katholik im Wahlkampf äußerst kontrolliert vorgegangen, erläutert Marton. „Er hat die öffentlichen Aussagen seiner Parteikollegen stark gesteuert“, da diese in der Vergangenheit mit radikalen oder unbedachten Äußerungen aufgefallen seien. Das habe sich auch am Tag seines Wahlsiegs gezeigt: Während Kast selbst zu Respekt gegenüber der Opposition aufgerufen habe, hätten einzelne Anhänger Bilder Pinochets gezeigt und gegen die Linke polemisiert.
„Kast wird auf die Zusammenarbeit mit der gemäßigten Rechten angewiesen sein“, sagt Marton. In den kommenden Wochen werde sich zeigen, welche Machtpositionen rechtsextreme Akteure tatsächlich einnehmen könnten.



