Berlin, Santiago de Chile (epd). In Chile hat der ultrarechte Politiker José Antonio Kast die Stichwahl um das Präsidentenamt für sich entschieden. Er erhielt 58,2 Prozent der Stimmen, wie die nationale Wahlbehörde am Sonntagabend (Ortszeit) mitteilte. Während zivilgesellschaftliche Organisationen mit Besorgnis reagierten, gratulierten rechte Regierungen in der Region dem neuen Präsidenten.
Die feministische Organisation Coordinadora 8M erklärte, mit Kast würde die Politik der Militärdiktatur von 1973 bis 1990 zurückkehren. „Er verspricht eine konservative Restauration und einen neoliberalen Schock“, teilte die Organisation auf Instagram mit und rief zur Verteidigung sozialer Rechte auf.
Kritische Stimmen aus der Agrarwirtschaft
Auch aus der Wirtschaft kamen kritische Stimmen. Antonio Walker, Präsident der konservativen Gesellschaft für Agrarwirtschaft, gratulierte Kast zwar zu seinem Wahlsieg, äußerte gegenüber Radio Cooperativa jedoch Bedenken angesichts der angestrebten Migrationspolitik Kasts. „Wir brauchen einen geordneten, sicheren und regulären Migrationsprozess“, forderte Walker. Einwanderer spielten eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft.
International stieß der Wahlsieg auch auf ein positives Echo. Der argentinische Präsident Javier Milei zeigte sich erfreut und schrieb auf der Plattform X: „Es ist ein weiterer Sieg in der Region zur Verteidigung des Lebens, der Freiheit und des Privateigentums.“ Auch der US-amerikanische Außenminister Marco Rubio äußerte sich positiv: „Die USA freuen sich darauf, gemeinsam die regionale Sicherheit zu stärken.“
Die unterlegene Kandidatin Jeannette Jara, die nur 41,8 Prozent der Stimmen erhielt, akzeptierte ihre Niederlage kurz nach Veröffentlichung der ersten Abstimmungsergebnisse. Vor Anhängern erklärte die Kommunistin: „Die Demokratie wird gestärkt, wenn wir den Willen des Volkes respektieren, auch wenn wir verlieren.“ Sie kündigte an, als Teil der Opposition die Arbeit der neuen Regierung kritisch und konstruktiv zu begleiten, „um das Leben der Menschen zu verbessern“.
Kast ist Anhänger der ehemaligen Militärdiktatur
Der 59-jährige Kast ist ein bekennender Anhänger der Militärdiktatur von Augusto Pinochet und machte im Wahlkampf Migration für steigende Kriminalität verantwortlich. Er hatte im Wahlkampf zeitweise versprochen, alle irregulären Migranten des Landes auszuweisen.
Etwa zehn Prozent der chilenischen Bevölkerung haben eine ausländische Staatsbürgerschaft, die meisten kommen aus Venezuela, Peru und Kolumbien. Der chilenische Staat geht davon aus, dass rund 300.000 Menschen ohne gültige Papiere im Land leben.
Am 11. März 2026 wird Kast sein Amt antreten. Regieren kann er jedoch nur mit Kompromissen: Seine Parteienkoalition „Wandel für Chile“ verfügt nach der Parlamentswahl vom 16. November über lediglich 42 von 155 Sitzen. Kast wird somit auf die Zusammenarbeit mit der gemäßigten Rechten und den Zentrumsparteien angewiesen sein.



