Kindeswohlgefährdungen auf neuem Höchststand

Kindeswohlgefährdungen auf neuem Höchststand
Bei rund 72.800 Minderjährigen haben die Jugendämter im vergangenen Jahr eine Kindeswohlgefährdung festgestellt. Die Zahl der Fälle stieg damit binnen fünf Jahren um fast ein Drittel.

Wiesbaden (epd). Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland hat im vergangenen Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Wie das Statistische Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte, stellten die Jugendämter bei rund 72.800 Minderjährigen eine Kindeswohlgefährdung durch Vernachlässigung, psychische, körperliche oder sexuelle Gewalt fest.

Die Zahl der Kindeswohlgefährdungen stieg damit binnen fünf Jahren um fast ein Drittel (plus 31 Prozent) oder 17.300 Fälle. Im Jahr 2019 - dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie - hatte das Niveau noch bei rund 55.500 Fällen gelegen.

Auch im Vergleich zum Vorjahr hat die Fallzahl 2024 deutlich zugenommen: Im Jahr 2023 wurden von den Behörden rund 63.700 Kindeswohlgefährdungen gemeldet. Da damals aber mehrere Jugendämter keine Daten liefern konnten, hatte das Statistische Bundesamt eine Schätzung vorgenommen, die für 2023 von etwa 67.300 Kindeswohlgefährdungen ausgeht. Gegenüber diesem Schätzwert stieg die Fallzahl um 8 Prozent.

Betroffene Kinder im Schnitt 8,3 Jahre alt

Etwa jedes zweite (52 Prozent) von einer Gefährdung betroffene Kind war jünger als neun Jahre, jedes dritte (33 Prozent) sogar jünger als sechs Jahre. Im Schnitt lag das Alter bei 8,3 Jahren. Die meisten betroffenen Minderjährigen wuchsen bei beiden Eltern gemeinsam (38 Prozent) oder einem alleinerziehenden Elternteil (37 Prozent) auf. 14 Prozent lebten bei einem Elternteil in neuer Partnerschaft und 10 Prozent in einem Heim, bei Verwandten oder an einem anderen Ort.

In den meisten Fällen von Kindeswohlgefährdung hatten die Behörden Anzeichen von Vernachlässigung festgestellt (58 Prozent). In 37 Prozent fanden sie Hinweise auf psychische Misshandlungen. In weiteren 28 Prozent der Fälle gab es Indizien für körperliche Misshandlungen und in 6 Prozent für sexuelle Gewalt. Während von Vernachlässigungen (53 Prozent) und körperlichen Misshandlungen (51 Prozent) Jungen etwas häufiger betroffen waren, galt das im Fall von psychischer (51 Prozent) und vor allem sexueller Gewalt (67 Prozent) für die Mädchen.