DRK-Chef Gröhe fordert Kraftakt für Zivilschutz

DRK-Chef Gröhe fordert Kraftakt für Zivilschutz
Der Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, der frühere Gesundheitsminister Hermann Gröhe, fordert einen Ausbau des Bevölkerungsschutzes im Fall von Krisen und Katastrophen. Gesamtverteidigung bestehe nicht nur aus militärischer Verteidigung.

Augsburg (epd). Beim Zivilschutz in Deutschland sieht der neue Präsident des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), Hermann Gröhe, „riesigen Nachholbedarf“. Es reiche nicht, nur an wenigen Stellschrauben zu drehen, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ (Montag). „Wir brauchen einen wirklichen Kraftakt.“ Pandemien oder Naturkatastrophen werde es immer wieder geben. Wenn man auf den Krieg in der Ukraine blicke, sehe man, dass die Gesamtverteidigung nicht nur aus militärischer Verteidigung bestehe. Dem Bevölkerungsschutz komme hier eine ganz wichtige Rolle zu, etwa bei der medizinischen Versorgung in der Fläche oder der Energieversorgung.

Für die nötigen Anschaffungen dazu bräuchte allein das Rote Kreuz eine Sofortinvestition von zwei Milliarden Euro und jeweils eine weitere Milliarde in den kommenden Jahren, sagte der frühere Gesundheitsminister Gröhe. Es brauche etwa Module für Behelfsunterkünfte oder Kurse, die Erste Hilfe mit Selbstschutz verbinden, etwa bei einem Stromausfall. Außerdem brauche es eine Ausbildung von Pflege-Unterstützungskräften für Krisenfälle. Eine enge Verzahnung von hauptamtlichem Personal und freiwilligen Kräften sei unabdingbar. In Katastrophenfällen würden schon jetzt 90 Prozent der Hilfe von ehrenamtlichen Kräften geleistet, sagte Gröhe.

Zivildienst bringt Männer in Sozialberufe

Einer möglichen Rückkehr des Zivildienstes steht Gröhe offen gegenüber: Viele Sozialberufe verdankten ihre männlichen Mitarbeiter dem Umstand, dass junge Männer nach der Schule als Zivis in der Senioren- und Krankenpflege oder in Sozialeinrichtungen Erfahrungen gesammelt haben. Sollte der Wehrdienst wieder verpflichtend werden, bräuchte es auch Regelungen für die Wehrdienstverweigerung und damit für einen Zivildienst. Die Wohlfahrtsverbände wie das Deutsche Rote Kreuz könnten mit staatlicher Unterstützung solche Zivildienstplätze zur Verfügung stellen.