Umfrage: Bürgergeldempfänger bemühen sich oft nicht aktiv um Arbeit

Umfrage: Bürgergeldempfänger bemühen sich oft nicht aktiv um Arbeit
Die Mehrheit der Bürgergeldempfänger bemüht sich nicht aktiv um einen Job, wie eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt. Doch viele sind demnach wegen Erkrankungen nicht arbeitsfähig. Zugleich böten die Jobcenter zu wenig Unterstützung an.

Gütersloh (epd). Mehr als die Hälfte der Bürgergeldempfängerinnen und -empfänger sucht laut einer aktuellen Umfrage etwa wegen Krankheit oder Kindererziehung nicht von sich aus nach einem Job. 57 Prozent der Teilnehmenden gaben an, sich in den zurücklegenden vier Wochen nicht aktiv um eine Arbeit bemüht zu haben, wie die am Donnerstag veröffentlichte Erhebung des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ergab. Zugleich gibt die Umfrage Hinweise auf gravierende Lücken in der Betreuung durch die Jobcenter.

Häufig seien es gesundheitliche Einschränkungen, die die Menschen von der Jobsuche abhielten, hieß es. Von denen, die nicht aktiv nach Stellen suchten, führten drei Viertel gesundheitliche Belastungen als Hemmnis an.

Gebunden durch Pflege oder Kinderbetreuung

Knapp die Hälfte in dieser Gruppe begründete die fehlende Motivation zudem mit zu wenig passenden Stellen, wie die Umfrage weiter ergab. Ein gutes Viertel erklärte, dass sich die eigene finanzielle Lage durch reguläre Arbeit nicht verbessern würde. 22 Prozent führten an, sie seien durch Pflege von Angehörigen oder Kinderbetreuung gebunden.

Zugleich sagten knapp 43 Prozent der Befragten, sie hätten noch nie ein Arbeitsplatzangebot vom Jobcenter erhalten. Knapp 38 Prozent monierten, sie seien bislang bei Weiterbildungsmaßnahmen leer ausgegangen.

Häufig psychisch oder chronisch krank

Knapp die Hälfte aller Befragten (45 Prozent) berichtete von einer psychischen oder chronischen Erkrankung. Nur sechs Prozent investierten 20 oder mehr Stunden in der Woche in die Jobsuche.

Für die Studie wurden demnach zwischen 15. April und 18. Juni rund 1.000 leistungsberechtigte Frauen und Männer zwischen 25 und 50 Jahren repräsentativ befragt, Alleinerziehende wurden ausgenommen. Bei den Befragten handelte es sich um erwerbsfähige Personen, die seit mindestens einem Jahr Bürgergeld erhalten. Laut Statistik sind rund 1,8 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos und beziehen Bürgergeld, könnten aber prinzipiell arbeiten.