Frankfurt a.M. (epd). Die kirchlichen Wohlfahrtsverbände Diakonie und Caritas bescheinigen der Bundespolizei am Frankfurter Flughafen Bemühungen um einen möglichst menschenwürdigen Ablauf von Abschiebungen. Ihr am Dienstag veröffentlichter Tätigkeitsbericht der Frankfurter Abschiebungsbeobachtung für das Jahr 2024 kritisiert zugleich weiterhin große Probleme beim Umgang mit besonders schutzbedürftigen Personen. Es sei außerdem deutlich mehr abgeschoben worden als im Vorjahr.
Bei der Bundespolizei, die für den Vollzug der Abschiebungen am Flughafen zuständig ist, hätten die Beamten in der Regel auf einen respektvollen Umgang mit den Abzuschiebenden geachtet. Sie suchten oftmals das Gespräch mit den Betroffenen, erklärten Abläufe, stellten sich mit Namen vor und ermöglichten Telefonate oder Rauchpausen. Diese Entwicklung wertet die Beobachtungsstelle als wichtige Entwicklung.
Zuführungsbehörden agierten mit Härte
Das Vorgehen von Landespolizei und Ausländerbehörden, die den Abschiebeprozess einleiten und begleiten, sowie bei der medizinischen Begutachtung durch behördlich beauftragte Ärzte bleibe allerdings sehr kritikwürdig. Es häuften sich Berichte über Nachtabschiebungen, unzureichende Bekleidung oder Verpflegung und fehlende Vorbereitung der Betroffenen. Familien würden teils mitten in der Nacht abgeholt, was besonders für Kinder eine hohe traumatische Belastung darstelle.
Zudem beleuchtet der Bericht erhebliche Widersprüche bei medizinischen Einschätzungen zur Reisefähigkeit. Ärzte, die von Ausländerbehörden beauftragt worden seien, stellten häufig kurzfristig sogenannte Fit-to-Fly-Bescheinigungen aus, während ärztliche Atteste behandelnder Mediziner aus gesundheitlichen Gründen ausdrücklich von einer Abschiebung abrieten. Dies gefährdet laut dem Tätigkeitsbericht Menschenleben bei besonders vulnerablen Gruppen.
Kirchen finanzieren Abschiebebeobachtung
Die Abschiebebeobachtung in Frankfurt wurde 2006 gegründet. Sie will für Transparenz bei Vorgängen sorgen, die gewöhnlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden und dokumentiert unverhältnismäßiges Vorgehen der Behördenvertreter. Finanziert wird die Arbeit durch die beiden christlichen Kirchen, seit 2018 mit Unterstützung durch das Land Hessen. Insgesamt wurden 2024 bundesweit 20.084 Menschen abgeschoben, ein Anstieg um rund 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit 6.342 Fällen, über 30 Prozent der Gesamtzahl, entfielen die meisten Abschiebungen auf den Frankfurter Flughafen.



