Brüssel (epd). Angesichts sinkender Mitgliederzahlen und knapper Kassen ringen Kirchen in Deutschland und Europa um die Zukunft ihrer Gotteshäuser. „Gebäude müssen für Menschen da sein und nicht umgekehrt“, betonte Anne Gidion, Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), am Montagabend bei einer Veranstaltung der EKD in Brüssel. Es gelte, Nutzungen zu finden, „die heute funktionieren“. Das bedeute in manchen Fällen schmerzhafte Abschiede, aber auch Chancen. Rund ein Drittel der Kirchen wird Schätzungen zufolge langfristig nicht mehr für Gottesdienste benötigt und steht vor einer ungewissen Zukunft.
„Man wird nicht jede Kirche retten können“
Die Kulturbeauftragten Johann Hinrich Claussen (EKD) und Jakob Johannes Koch (Deutsche Bischofskonferenz) verwiesen auf internationale Beispiele: In den Niederlanden wurden bereits mehr als 2.000 Kirchengebäude verkauft oder umgewidmet, etwa zu einer Buchhandlung wie in Maastricht. Deutschland stehe noch am Anfang, erklärte Koch. Seit der Pandemie seien die Gottesdienstzahlen mancherorts um bis zu 60 Prozent eingebrochen. Allein das Stilllegen eines Kirchengebäudes koste im Schnitt 5.000 Euro im Monat.
Koch mahnte zugleich zu sorgfältigen Entscheidungen: Wegen ihrer architektonischen Bedeutung stünden 80 bis 90 Prozent der Kirchen unter Denkmalschutz. Claussen erinnerte daran, dass Kirchenbauten Gemeingüter seien und neue Nutzungen daher gesellschaftlich abgestimmt werden müssten. Als gelungen nannte er ein heutiges Kindermuseum in der früheren Elias-Kirche in Berlin. Doch eine solche Umnutzung sei nicht immer möglich oder sinnvoll: „Man wird nicht jede Kirche retten können.“



