Umfrage: Zwei Drittel rechnen im Alter mit schlechter Pflege

Umfrage: Zwei Drittel rechnen im Alter mit schlechter Pflege
Schlechte Pflege, zu wenig staatliche Unterstützungsangebote: Ein Großteil der Deutschen blickt pessimistisch auf die Situation in der Pflege. Besonders Frauen und Menschen zwischen 30 und 49 Jahren machen sich Sorgen.
27.11.2025
epd
Von Nora Frerichmann (epd)

Berlin (epd). Knapp zwei Drittel der Deutschen (64,6 Prozent) rechnen einer Umfrage zufolge mit einer schlechten Versorgung im Pflegefall. Nur rund jede und jeder Zehnte (10,2 Prozent) erwartet eine gute Pflege, wie eine Online-Umfrage im Auftrag des Sozialverbands Deutschland (SoVD) ergab, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. 25,2 Prozent zeigten sich unentschieden. Zunächst hatten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag) berichtet.

Die SoVD-Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier wertete das Ergebnis als Zeichen für einen „massiven Vertrauensverlust gegenüber der Pflegepolitik“. Jahrelang seien notwendige Reformen „verschleppt“ und immer neue Sparvorgaben diskutiert worden. „Das hat Spuren hinterlassen“, sagte sie.

Besonders pessimistisch sind den Ergebnissen zufolge Frauen (70,6 Prozent), die 40- bis 49-Jährigen (79,7 Prozent) und Menschen in den 30ern (75,3 Prozent). Gründe dafür seien, dass Frauen öfter als Männer privat Pflegeverantwortung tragen, hieß es. Das betreffe meist die sogenannte Sandwich-Generation in den 40ern. Nach Angaben des Sozialverbands wird ein Großteil der Pflegebedürftigen in Deutschland (rund 86 Prozent) zu Hause versorgt, überwiegend durch Angehörige und oft unter enormer körperlicher, emotionaler und finanzieller Belastung.

Verband mahnt Entlastung für pflegende Angehörige an

Knapp 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger halten die aktuellen staatlichen Unterstützungsangebote laut Umfrage für unzureichend. Nur gut zehn Prozent fänden sie ausreichend und noch einmal zehn Prozent seien unentschlossen. Engelmeier mahnte vom Bund schnelle Reformen an. „Sonntagsreden helfen pflegenden Angehörigen nicht, sie brauchen endlich konkrete Entlastung“, sagte sie. Der Sozialverband fordert unter anderem den Ausbau der Tages- und Verhinderungspflege, die Einführung von Pflegezeiten mit Entgeltersatz analog zum Elterngeld sowie eine bessere rentenrechtliche Absicherung pflegender Angehöriger.

Die Bundesregierung arbeitet an Reformen für die Pflegeversicherung. Eine von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) eingesetzte Bund-Länder-Arbeitsgruppe soll bis Ende Dezember konkrete Vorschläge machen. Bei der Pflegeversicherung fehlen im kommenden Jahr laut Warken knapp zwei Milliarden Euro. Eine Erhöhung der Beiträge hat die Ministerin ausgeschlossen.

In der SoVD-Umfrage sprach sich eine große Mehrheit (80 Prozent) für eine gemeinsame Pflegeversicherung aus, in die auch Beamte und Selbstständige einzahlen. Unter Beamten äußerten rund 42 Prozent Zustimmung, knapp 50 Prozent lehnten den Vorschlag ab.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat für den Sozialverband vom 2. bis 16. Oktober online 2.500 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren und 500 Personen, die einen Angehörigen pflegen, befragt. Die Ergebnisse seien gewichtet und repräsentativ, hieß es.