Papst Leo XIV. ruft zur Einheit aller Christen auf

Papst Leo XIV. ruft zur Einheit aller Christen auf
Papst Leo XIV. hat kurz vor seiner Reise in die Türkei die Bedeutung des Konzils von Nizäa gewürdigt. In einem apostolischen Schreiben ruft er zur Versöhnung der christlichen Gemeinschaften auf.

Rom (epd). Papst Leo XIV. hat zur Einheit und Versöhnung aller Christen aufgerufen. „Einheit ohne Vielheit ist Tyrannei, Vielheit ohne Einheit ist Zerfall“, erklärt Leo in einem apostolischen Schreiben, das am Sonntag im Vorfeld seiner Reise in die Türkei und in den Libanon vom Vatikan veröffentlicht wurde. Anlass der Reise in die Türkei ist das Gedenken an das Konzil von Nizäa, bei dem vor 1.700 Jahren erstmals das bis heute gesprochene gemeinsame Glaubensbekenntnis formuliert wurde.

„Um diesen unseren Dienst glaubwürdig tun zu können, müssen wir gemeinsam gehen, um Einheit und Versöhnung zwischen allen Christen zu erreichen“, schreibt der Papst in dem zehnseitigen Schreiben, das den Titel „Unitate Fidei“ (In der Einheit des Glaubens) trägt. Er ruft dazu auf, theologische Kontroversen, „die ihre Daseinsberechtigung verloren haben“, hinter sich zu lassen. Nötig sei „eine Zukunftsökumene der Versöhnung auf dem Weg des Dialogs, des Austauschs unserer Gaben und geistlichen Schätze“. Auf allen Seiten sei dafür Umdenken und Bekehrung notwendig.

Zeichen der Annäherung mit dem orthodoxen Osten

Papst Leo wird am 27. November in die Türkei reisen. Das Konzil von Nizäa, das auf das Jahr 325 datiert wird, gilt als erster inhaltlicher ökumenischer Austausch der frühen christlichen Kirche und damit als wegweisend für die Entwicklung des Christentums. Im heutigen Iznik nimmt Papst Leo am 28. November an einem ökumenischen Gebetstreffen teil. Mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. von Istanbul will er am Tag darauf eine gemeinsame Erklärung unterzeichnen - ein Zeichen der Annäherung zwischen dem Vatikan und dem orthodoxen Osten.

Kurz vor Antritt seiner ersten apostolischen Reise bekundet der Papst, dass eine „universale Christenheit in einer zerrissenen und von vielen Konflikten durchfurchten Welt ein Zeichen des Friedens und ein Werkzeug der Versöhnung sein und damit entscheidend zu einem weltweiten Engagement für den Frieden beitragen“ könnte.

Selbstkritische Töne

Papst Leo schlägt in „Unitate Fidei“ auch selbstkritische Töne an. Gott und die Frage nach Gott hätten heute für viele kaum mehr eine Bedeutung im Leben. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) habe deutlich gemacht, dass die Christen zumindest mitverantwortlich seien an dieser Situation. Im Namen Gottes seien Kriege geführt worden, man habe getötet, verfolgt und diskriminiert. Mit seinem Schreiben wolle er „die ganze Kirche zu neuem Schwung beim Bekenntnis des Glaubens ermutigen“.