Engagement-Stiftung: "Für Zettelkram ist niemand im Ehrenamt"

Engagement-Stiftung: "Für Zettelkram ist niemand im Ehrenamt"
Viele Vereine haben Probleme, Nachwuchs für ihre Vorstände zu finden. Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt sieht das mit Sorge. Müssten Vereine wegen fehlender Freiwilliger aufgelöst werden, schwäche das die Zivilgesellschaft.
21.11.2025
epd
epd-Gespräch: Markus Jantzer

Berlin (epd). Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt sieht Vereine und gemeinnützige Organisationen unter Druck. „Viele haben Schwierigkeiten, Leitungsfunktionen zu besetzen“, sagte Vorständin Katarina Peranić dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ein Grund hierfür seien hohe bürokratische Anforderungen. Wer neue Engagierte gewinnen will, muss passende Formate anbieten, sagte die Expertin: Denn auch das Ehrenamt sei im Wandel.

Peranić verwies auf eine Studie, wonach der Vorstand eines mittelgroßen Vereins etwa 6,5 Stunden in der Woche mit Verwaltungsarbeit zu tun habe. „Ganz ohne Bürokratie geht es nicht, allein für den Zettelkram ist aber niemand im Ehrenamt“, sagte die Vorständin. Hochgerechnet auf das Jahr seien das 42 Tage. „Das bewertet ein gutes Viertel der Vereine als viel zu viel.“

Entwicklung neuer Angebote eine Herausforderung

„Wenn sich Vereine auflösen müssen, weil sie keine Mitglieder mehr finden, schwächt das die zivilgesellschaftlichen Netzwerke. Es gibt weniger Möglichkeiten, sich einzubringen und die Gesellschaft im Kleinen mitzugestalten“, betonte die Fachfrau. Noch engagierten sich bundesweit rund 28 Millionen Personen ehrenamtlich, die allermeisten davon in den rund 650.000 Vereinen und anderen gemeinnützigen Organisationen. Doch viele hätten Probleme, Nachwuchs für ihre Vorstände zu finden. Die Entwicklung neuer Angebote sei eine der wesentlichen Herausforderungen bei der Gewinnung neuer Engagierter.

Wichtig sei, passende Formate für das Engagement zu entwickeln - digital, projektbezogen und planbar. „Und auch, neue Zielgruppen anzusprechen, sich also zum Beispiel über Bildsprache Gedanken zu machen. Auch ist wichtig, die Mitmach-Möglichkeiten sichtbar zu machen“, sagte die Vorständin.

„Wenn es um die Nachwuchsgewinnung geht, halte ich ein Pflichtjahr für keine gute Lösung. Das Ehrenamt sollte frei, selbstbestimmt und eigensinnig sein und kann nicht verordnet werden“, sagte Peranić. „Besser aufgehoben wäre das Geld, das man für einen Pflichtdienst ausgeben müsste, in der Engagementförderung, in der Unterstützung von Vereinen bei ihrer Organisationsentwicklung und im Ausbau bestehender Freiwilligendienstprogramme wie dem Freiwilligen Sozialen Jahr oder dem Bundesfreiwilligendienst.“