Hannover (epd). Die evangelische Landeskirche Hannovers will Menschen, die von „spirituellem Missbrauch“ betroffen sind, eine Anlaufstelle bieten. Dazu hat die Evangelische Agentur der größten Landeskirche in Deutschland jetzt eine Kontaktstelle geschaffen, wie eine Sprecherin am Donnerstag mitteilte. Damit reagiere die Kirche auf Empfehlungen einer unabhängigen Kommission, die Vorwürfe gegen einen verstorbenen Theologen aufgearbeitet hat.
„Spiritueller Missbrauch ist ein besonders heimtückischer Aspekt von Machtmissbrauch in der Kirche“, sagte der Direktor der Evangelischen Agentur, Mirko Peisert: „Mit der Kontaktstelle schaffen wir einen sicheren Raum, in dem betroffene Personen Gehör finden und Hilfe erhalten.“
Ausnutzen von Macht
Spiritueller oder geistlicher Missbrauch bedeutet den Angaben zufolge, dass Menschen in einem religiösen Kontext ihre Macht oder Autorität ausnutzen, um eigene Interessen durchzusetzen und die Selbstbestimmung anderer zu verletzen. Die zuständige Referentin der Kontaktstelle, Hille de Maeyer, erläuterte: „Die Ansprechpersonen der Kontaktstelle tun ihr Bestes, Betroffenen zugewandt und mit großem Respekt zu begegnen. Sie stehen auf der Seite der betroffenen Personen.“
Als spiritueller Missbrauch gelte auch eine spirituell begründete Kontrolle von Sexualität, hieß es. Dazu könne zählen, wenn Druck ausgeübt werde, die eigene Orientierung zu verleugnen. Auch die Überhöhung sexueller Reinheit, bekannt als „Purity Culture“ sei problematisch. Eine Studie hatte im Fall des verstorbenen Pastors aus Hermannsburg bei Celle ergeben, dass dieser vor allem in einer von ihm gegründeten Bruderschaft seine Macht ausnutzte, um sexuell übergriffig zu werden. Dabei beging er auch Straftaten an Minderjährigen.



