Guterres ruft Klimadiplomaten auf: 1,5-Grad-Ziel am Leben halten

Guterres ruft Klimadiplomaten auf: 1,5-Grad-Ziel am Leben halten
Die Weltklimakonferenz in Belém geht in die entscheidende Phase. UN-Generalsekretär Guterres redet den Klimadiplomaten ins Gewissen und mahnt wegweisende Beschlüsse an.

Belém (epd). Einen Tag vor dem offiziellen Abschluss der Weltklimakonferenz hat UN-Generalsekretär António Guterres die Verhandler zu mutigen Entscheidungen aufgerufen. „Die Welt schaut zu“, sagte Guterres am Donnerstag im brasilianischen Belém. Jede Delegation müsse sich jetzt kompromissbereit zeigen, um einen ausgewogenen Deal zu ermöglichen. „Richtet Euren Blick auf die Ziellinie“, appellierte er an die Klimadiplomaten.

Es sei bereits jetzt deutlich, dass die im Pariser Abkommen festgehaltene 1,5-Grad-Grenze bei der Erderwärmung in den 30er Jahren überschritten werde, sagte Guterres. Aber bis Ende des Jahrhunderts könnte die Temperatur wieder unter diese Marke gedrückt werden. Dafür müsse die Konferenz den Weg ebnen: „Die Mission beginnt hier.“

Guterres hob hervor, dass bei den bisherigen Klimaschutzzusagen die Welt auf einen Temperaturanstieg von deutlich über zwei Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zusteuere: „Und das wäre ein Todesurteil für viele Menschen“, betonte der UN-Generalsekretär.

Mehr Hilfe zur Anpassung gefordert

„Wir brauchen eine drastische Reduktion der Emissionen“, erklärte Guterres. Dazu sei eine Abkehr von Kohl, Öl und Gas nötig. Außerdem appellierte er an die reichen Staaten, ihre Finanzzusagen für die besonders vom Klimawandel betroffenen armen Staaten zu erhöhen. So sei es „essenziell“, die Hilfsmittel für die Anpassung an die Erderwärmung zu verdreifachen. Er schloss sich damit der Forderung von Entwicklungsstaaten an, die dafür vorgesehenen Gelder auf 120 Milliarden US-Dollar jährlich bis 2030 zu erhöhen.

Delegierte aus mehr als 190 Ländern verhandeln in Belém seit dem 10. November über Maßnahmen für ambitionierteren Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel. Im Mittelpunkt steht unter anderem ein Fahrplan für eine Abkehr von den fossilen Energien, den Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zum Auftakt der Konferenz ins Spiel gebracht hatte. In einem Beschlussentwurf vom Dienstagmorgen finden sich allerdings bisher nur abgeschwächte Forderungen zu dem Thema.