Berlin (epd). In der Debatte über die Zukunft des Fonds Sexueller Missbrauch fordern Fachberatungsstellen und Betroffenenverbände ein Gespräch mit den Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen. In einem am Dienstag verschickten Brief an den Unionsfraktionsvorsitzenden Jens Spahn (CDU), den SPD-Fraktionsvorsitzenden Matthias Miersch und die Missbrauchsbeauftragte Kerstin Claus bitten sie darum, „sich mit uns an einen Tisch zu setzen und eine Lösung zu finden“. Das Schreiben liegt dem Evangelischen Pressedienst (epd) vor.
Initiiert wurde es von der Bundeskoordinierung spezialisierter Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend. Unterzeichnet ist es auch von dem bei der Missbrauchsbeauftragten angesiedelten Betroffenenrat und der Aufarbeitungskommission, dem Kinderschutzbund, dem Deutschen Olympischen Sportbund und dem Weißen Ring. Zu den weiteren Unterstützern zählen Diakonie und Caritas sowie weitere Verbände.
Der Fonds stelle „häufig die einzige Möglichkeit für von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend Betroffene dar, eine Form der staatlichen Anerkennung und Unterstützung zu erhalten“, heißt es in dem Brief. „Deshalb hat der Fonds eine besonders große Bedeutung für Betroffene.“ Die unterzeichnenden Organisationen seien sich einig, dass der Fonds weitergeführt werden muss. Sie verweisen in dem Schreiben auch auf den Koalitionsvertrag, in dem eine Fortführung des Fonds vereinbart worden war.
Kein Nachfolgemodell in Sicht
In der Bereinigungssitzung zum Etat 2026 hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags in der vergangenen Woche kein Geld für den Fonds bereitgestellt. Der Fonds war 2013 eingerichtet worden, um Betroffenen von sexueller Gewalt Hilfen zu ermöglichen, die über das reguläre Sozialsystem kaum oder nur auf kompliziertem Wege zu bekommen sind. Dabei geht es vor allem um Opfer von Missbrauch im familiären Kontext.
Nach Kritik des Bundesrechnungshofs war der Fonds gestoppt worden; seit März können bereits keine Anträge mehr gestellt werden. Bundesfamilienministerin Prien (CDU) hatte in Aussicht gestellt, ein rechtssicheres Nachfolgemodell zu erarbeiten. Ein Vorschlag liegt dazu bisher aber nicht vor.



