Berlin (epd). Der Schriftsteller und Rechtsphilosoph Bernhard Schlink hält demokratische Gesellschaften für besser geeignet, für gerechte Lebensverhältnisse zu sorgen. „Gerechtigkeit hat in Demokratien sicher eine bessere Chance“, sagte Schlink dem Berliner „Tagesspiegel“ (Mittwoch). Dagegen würden sich autoritäre Systeme über Bedürfnisse und Forderungen der Gesellschaft hinwegsetzen.
Autoritäre Systeme würden nicht lernen, „wie es um die Gesellschaft steht, und werden ihr nicht gerecht“. „Irgendwann wissen die Generäle nicht weiter und übergeben an Technokraten, die es richten sollen“, sagte der Autor des Bestsellers „Der Vorleser“ (1995).
Gerechtigkeit verlange „nicht einfach Gleich-, sondern ebenso Ungleichbehandlungen“. Bei jeder fördernden Ungleichbehandlung, die Gleichheit von Lebenschancen eröffnen soll, sei zu fragen: „Braucht der Einzelne die Hilfe des Staats, kann er sich selbst helfen, wie ist beides aufeinander abzustimmen?“
„Das Leben hat es gut mit mir gemeint“
Mit Blick auf seinen Werdegang sagte der 81-Jährige: „Das Leben hat es gut mit mir gemeint.“ Er sei zu Hause vielfältig gefördert worden: „Gerade weil ich von meiner bildungsbürgerlichen Herkunft so profitiert habe, finde ich das Bemühen um Gleichheit der Bildungsmöglichkeiten unter den sozialen Anliegen besonders überzeugend.“
Mit Blick auf die Verrechtlichung vieler Lebensbereiche sagte er, über die Gerechtigkeit hinaus gebe es Wahrhaftigkeit, Verlässlichkeit, Anteilnahme und die Barmherzigkeit: „Wenn wir nur nach Maßgabe des Rechts miteinander umgingen“, wäre dies „ein hartes und trauriges Miteinander“.




