EKD-Ratsvorsitzende fordert Widerstand gegen AfD

EKD-Ratsvorsitzende fordert Widerstand gegen AfD
Die AfD stehe "außerhalb der Grundlagen des Grundgesetzes", sagt die EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs. Bei der Jahrestagung der evangelischen Kirche fordert sie konkretes Handeln zum Schutz der Demokratie.
09.11.2025
epd
Von Corinna Buschow und Franziska Hein (epd)

Dresden (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat sich bei der EKD-Jahrestagung deutlicher als bislang von der AfD distanziert. Man sehe sich einer Partei gegenüber, „die die Würde bestimmter menschlicher Gruppen längst schon für antastbar erklärt und sich damit außerhalb der Grundlagen unseres Grundgesetzes stellt“, sagte Fehrs am Sonntag in Dresden. Der AfD dürfe keine Unterstützung gewährt werden, betonte sie zudem bei einer Pressekonferenz. „Im Gegenteil: Dass diese Partei Widerstand braucht, ist, glaube ich, eindeutig“, sagte die Hamburger Bischöfin.

Fehrs ließ in ihrer Rede Sympathien für Forderungen nach einem Verbot der AfD erkennen. Der Nachweis verfassungsfeindlicher Bestrebungen einer Partei wäre ein Verbotsgrund. Die evangelische Kirche sei bei dieser Frage aber noch in einer „Findungsphase“, sagte Fehrs nach ihrem Ratsbericht vor Journalistinnen und Journalisten. Auch die Nachteile eines Verbotsverfahrens seien „evident“, ergänzte sie. Zentral sei die Frage, ob solch ein Verfahren tatsächlich den Nutzen habe, den es haben solle.

Ratsvorsitzende sieht Verunsicherung als Grund für AfD-Erfolg

Die Herausforderungen für die Demokratie und der Umgang mit der angespannten Sicherheitslage waren Schwerpunkte des gut 45-minütigen Berichts der Ratsvorsitzenden vor der Synode, die am Sonntag mit ihren jährlichen Beratungen begann. Man müsse „toxischen Verstörungen die Stirn bieten“, sagte Fehrs. Benötigt werde ein eindeutiges „Ja zu Recht und Demokratie“.

Die EKD-Ratsvorsitzende sagte zudem, sie halte es für falsch, den Erfolg der AfD vor allem als ein ostdeutsches Problem zu sehen. Er sei „Ausdruck einer tiefergehenden gesellschaftlichen Verunsicherung“, die überall spürbar sei.

Bischöfin verteidigt Aufrüstungsbemühungen

In ihrem Bericht an das Kirchenparlament blickte sie zudem auf die neue Friedensdenkschrift des Rates der EKD, die am Montag vorgestellt werden soll. Fehrs verteidigte die Aufrüstungsbemühungen Deutschlands vor dem Hintergrund der „empfindlich veränderten Welt- und Bedrohungslage“. „So bitter das ist: Der Abschreckungsgedanke kann eben gerade nicht als erledigt angesehen werden, so gern wir alle das wollten“, sagte sie. Zugleich forderte sie „Abrüstung“ für den Ton der Debatte um militärische Beschaffung, Wehrdienst und Rüstungsexporte.

Das Thema Frieden war auch Leitmotiv des Gottesdienstes, mit dem die Synode am Sonntagmorgen in Dresden begonnen hatte. Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz rief in seiner Predigt dazu auf, die Hoffnung hochzuhalten. „Wir leben in einer Welt, die müde geworden ist vom Warten auf den Frieden“, sagte er. „Wir sind ernüchtert über die aktuelle Weltlage“, fügte er hinzu. Doch es sei den Gläubigen nicht gestattet, sich von der Realpolitik überwältigen zu lassen.

Die Synode berät bis Mittwoch in Dresden. Auf der Tagesordnung steht auch das Thema sexualisierte Gewalt. Zudem muss die EKD-Synode den Haushalt verabschieden und mehrere Kirchengesetze beraten. Unter anderem liegt den Delegierten der Vorschlag vor, die Synode angesichts des Rückgangs der Kirchenmitglieder zu verkleinern. Aktuell gehören ihr 128 Mitglieder an.