EKD-Ratsvorsitzende: Abschreckungsgedanke hat sich nicht erledigt

EKD-Ratsvorsitzende: Abschreckungsgedanke hat sich nicht erledigt
Bei der Synode der evangelischen Kirche wird es in diesem Jahr darum gehen, wie sie sich zu den Aufrüstungsbestrebungen verhält. Die EKD-Ratsvorsitzende verteidigt den politischen Kurs der Abschreckung, fordert aber "Abrüstung" in der Sprache.

Dresden (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, unterstützt die politischen Bemühungen um eine stärkere Aufrüstung Deutschlands. „So bitter das ist: Der Abschreckungsgedanke kann eben gerade nicht als erledigt angesehen werden, so gern wir alle das wollten“, sagte Fehrs am Sonntag in ihrem Bericht vor der EKD-Synode. Am Montag soll bei der evangelischen Jahrestagung in Dresden eine neue Friedensdenkschrift der EKD vorgestellt werden.

Fehrs führte aus, angesichts der „empfindlich veränderten Welt- und Bedrohungslage“ gelte es, dem Schutz vor Gewalt ein „relatives Prä“ zukommen zu lassen. Den Schutz vor Gewalt definierte die frühere Friedensposition der Kirche als eine gleichberechtigte Dimension des Friedens neben der Förderung von Freiheit, den Abbau von Ungleichheit und der Akzeptanz von Pluralität.

Fehrs: Nicht kriegstüchtig, sondern verteidigungsfähig

Die EKD-Ratsvorsitzende sagte zugleich, Tonalität und Sprache verdienten Abrüstung. „Nicht kriegstüchtig, sondern verteidigungsfähig, friedenstüchtig - darum geht's“, sagte sie unter Anspielung auf die umstrittene Äußerung von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), Deutschland müsse „kriegstüchtig“ werden.

Die Hamburger Bischöfin räumte ein, der Diskurs wühle sie auf. Viele, sie eingeschlossen, hätten viele Jahre unter den Labeln „Frieden schaffen ohne Waffen“ oder „Schwerter zu Pflugscharen“ dieser Form des Pazifismus die Treue gehalten. Ihr sei aber in den vergangenen Monaten „sehr nahegerückt, dass Gewalt, die anderen angetan wird, und zwar unter brutalem Bruch des Völkerrechts und in Ignoranz jeder Menschenachtung“ Einspruch brauche, sagte die Theologin.

Die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, ging auf die nach ihrer Ansicht notwendige Debatte über die konkreten Auswirkungen der Bedrohungslage ein. Die Frage der Wehrpflicht drohe zum Generationenkonflikt zu werden, sagte sie. „Alle sprechen vom Krieg als Realität oder Bedrohung, von Sicherheit und von Verantwortung, von der Sehnsucht nach Frieden“, sagte sie. Frieden verstehe sich nicht von selbst. „Es braucht Menschen, die für den Frieden Verantwortung übernehmen“, sagte die Vorsitzende des Kirchenparlaments.