Bolivien: Indigene befürchten neue Gas- und Ölfelder

Bolivien: Indigene befürchten neue Gas- und Ölfelder
Indigene blicken der neuen bolivianischen Regierung mit Sorge entgegen. Sie fürchten um bisher unberührte Naturgebiete.
06.11.2025
epd
epd-Gespräch: Malte Seiwerth

Berlin, La Paz (epd). Mit dem Regierungswechsel in Bolivien befürchtet der indigene Vertreter Bernardo Muiba Yuco eine zunehmende Ausbeutung bislang unberührter Naturgebiete. „Sowohl staatliche als auch private Unternehmen haben Interesse bekundet, in unseren Territorien Gas und Erdöl fördern zu wollen“, sagte der Präsident des Multiethnischen Indigenen Territoriums im Süden des Landes dem Evangelischen Pressedienst (epd). In dem Gebiet verwalten mehrere indigene Gruppen ihre Ländereien weitgehend selbst.

Bolivien steckt derzeit in einer schweren Wirtschaftskrise. Muiba rechnet damit, dass die neue Regierung unter Führung des Christdemokraten Rodrigo Paz auf die Erschließung neuer Gasfelder und den Ausbau des Agrarbusiness setzen wird, um die Krise zu bewältigen. „Schon jetzt sehen wir, wie Nachbarvölker von ihren Gebieten verdrängt werden und in die Städte abwandern müssen“, sagte er. Auch in seinem Territorium zeige sich, dass durch die intensive Landwirtschaft in benachbarten Regionen die Flüsse zunehmend weniger Wasser führen.

Schon von bisheriger linker Regierung enttäuscht

Bereits die bisherige Regierung unter der linken „Bewegung zum Sozialismus“ (MAS) habe entgegen ihren Versprechen auf die Ausbeutung natürlicher Ressourcen gesetzt, erklärte Muiba. „Sie sprach von der 'Mutter Erde‘, arbeitete aber gleichzeitig mit Unternehmen zusammen, die unsere Wälder roden“, kritisierte er. Dies sei einer der Gründe gewesen, warum viele indigene Bewegungen die MAS bei der Wahl im August nicht mehr unterstützt hätten.

In der dann folgenden Stichwahl zwischen dem Christdemokraten Paz und seinem rechten Konkurrenten Jorge Quiroga im Oktober hätten viele indigene Gemeinschaften für Paz gestimmt, weil er versprochen habe, ihre Rechte zu respektieren, erklärte Muiba. Er befürchtet inzwischen jedoch, dass der neue Präsident sich nicht an seine Zusagen halten werde.

Aufruf zur Einheit

„Jetzt, da er an der Macht ist, braucht er unsere Unterstützung nicht mehr“, sagte Muiba. Die rechte Mehrheit im neu gewählten Parlament habe Paz bereits ihre Unterstützung für mögliche Verfassungsänderungen zugesichert. „Wir, die indigenen Völker, müssen uns erneut vereinen, um unsere Rechte zu verteidigen“, betonte Muiba.