Berlin (epd). Umweltorganisationen und Hilfswerke appellieren an die Bundesregierung, sich beim anstehenden Weltklimagipfel (COP 30) entschieden für mehr Klimaschutz einzusetzen. Deutschland sei gefordert, „auf dieser internationalen Bühne wirklich stark aufzutreten“, sagte die Sprecherin der Klima-Allianz Deutschland, Viviane Raddatz, am Montag bei einer gemeinsamen Online-Pressekonferenz mit dem entwicklungspolitischen Dachverband Venro. Es sei die erste Klimakonferenz für Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) und eine „Art Bewährungsprobe“ für die deutsche Klima- und Außenpolitik.
Raddatz warnte eindringlich vor einem weiteren Aufschub bei der Festlegung des EU-Klimaschutzbeitrags (NDC) für 2035. Dann werde es „wirklich schwierig“ bei den Verhandlungen Gewicht einzubringen. Allerdings rechne sie damit, dass eine Festlegung noch rechtzeitig gelingen werde, sagte die Klima-Allianz-Sprecherin.
#Treffen der EU-Umweltminister
Die EU-Umweltminister beraten am Dienstag über das europäische Klimaziel für 2040, aus dem sich auch der Beitrag für 2035 ableitet. Die Europäische Kommission hat vorgeschlagen, ein Klimaziel von 90 Prozent Emissionsminderungen bis 2040 im EU-Klimagesetz zu verankern. Das Vergleichsjahr dafür ist 1990. Nach dem Pariser Klimaabkommen müssen die Vertragsstaaten alle fünf Jahre ihre NDCs bei den Vereinten Nationen einreichen, in denen sie ihre künftigen Emissionsziele festlegen. Die Frist dafür war bereits im Februar abgelaufen.
Der deutsche Umweltminister Schneider erwartet eine Einigung in der EU auf ein ambitioniertes Ziel. Deutschland strebe für die EU eine Emissionsminderung von 72,5 Prozent bis 2035 an, sagte Schneider im Deutschlandfunk. Der SPD-Politiker wollte sich jedoch nicht festlegen, ob das erreicht wird. Die Minderung werde aus seiner Sicht aber „deutlich höher“ ausfallen als die 66,25 Prozent, die von der EU-Kommission als Mindestziel ausgegeben wurden.
#Klimagipfel in Amazonas-Metropole
Der 30. Weltklimagipfel beginnt am 10. November in der brasilianischen Stadt Belém, mitten in dem für das Klimasystem wichtigen Amazonasgebiet. Zu den zweiwöchigen Verhandlungen werden Delegierte aus mehr als 190 Ländern erwartet. Bundeskanzler Merz reist bereits Ende der Woche zu einem der Konferenz vorgeschalteten Treffen der Staats- und Regierungschefs. Aus den Reihen der Bundesregierung reist außer Umweltminister Schneider auch Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) nach Belém.
Die Wahl der Amazonas-Metropole als Austragungsort hat laut Vertretern der brasilianischen Zivilgesellschaft einen hohen symbolischen Wert. Damit werde die „kraftvolle Botschaft“ gesendet, dass das Klima direkt mit dem „Überleben des Planeten“ verbunden sei, sagte Henrique Frota, Geschäftsführender Direktor des Dachverbands brasilianischer Nichtregierungsorganisationen. Zugleich warnte Frota vor negativen Folgen für die Stadtbevölkerung. So seien die Preise infolge der mit der Konferenz verbundenen Investitionen gestiegen.
Die Klima-Allianz setzt sich für eine sozial gerechte Klimapolitik ein. Dem Bündnis gehören nach eigenen Angaben 150 Organisationen an, etwa aus den Bereichen Umwelt, Kirche und Soziales.



