Menschenrechtler: Gewalt gegen gebärende Frauen in Sierra Leone

Menschenrechtler: Gewalt gegen gebärende Frauen in Sierra Leone
Wer in Sierra Leone nicht für Geburtshilfe bezahlen kann, erlebt laut Human Rights Watch häufig Vernachlässigung und Gewalt.

Frankfurt a. M., Freetown (epd). In öffentlichen Gesundheitseinrichtungen in Sierra Leone erleben gebärende Frauen laut Human Rights Watch oftmals Gewalt, Missbrauch und Vernachlässigung. Davon seien Frauen betroffen, die keine zusätzlichen Gebühren für die Geburtshilfe bezahlen könnten, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation. In manchen Fällen führten so gefährliche Komplikationen zum Tod: „In einigen staatlichen Krankenhäusern sind entbindende Frauen Scham, langen Wartezeiten, unbehandelten Schmerzen und Leiden ausgesetzt und riskieren sogar ihr Leben oder das ihres Neugeborenen“, erklärte die Frauenrechtsexpertin Skye Wheeler.

Human Rights Watch sieht die chronische Unterfinanzierung des öffentlichen Gesundheitssystems als Hauptursache für die Problematik. Bis zu 50 Prozent der Beschäftigten im Gesundheitssektor seien unbezahlte Freiwillige. Die Frauen, mit denen Human Rights Watch sprach, hätten zum Teil von extrem hohen Gebühren berichtet, die sie an das Krankenhauspersonal für angemessene Versorgung bezahlen sollten.

Gewalt in der Geburtshilfe weltweit verbreitet

Human Rights Watch fordert von der Regierung, dringend benötigte medizinische Güter und Medikamente bereitzustellen, für mehr bezahltes Personal zu sorgen und ein Beschwerdesystem für die Betroffenen einzurichten. Der Menschenrechtsorganisation zufolge ist Gewalt in der Geburtshilfe weltweit verbreitet, findet aber zu wenig Beachtung. Als Beispiele werden Zwangssterilisation, unfreiwillige Operationen oder das Fesseln an Krankenhausbetten genannt.

Sierra Leone habe weltweit eine der höchsten Müttersterblichkeitsraten, erklärte Human Rights Watch, auch wenn die Zahlen zwischen 2013 und 2023 um 70 Prozent gesunken seien. Auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind unter fünf Jahren stirbt, sei dort weltweit mit am höchsten.