Berlin, Bonn (epd). Nur etwa ein Drittel der Vertragsstaaten des Pariser Klimaabkommens hat bislang aktualisierte nationale Klimaschutzpläne vorgelegt. Wie aus einem am Dienstag veröffentlichten UN-Bericht hervorgeht, reichten bis September 2025 lediglich 64 Vertragsparteien neue sogenannte NDCs (Englisch: Nationally Determined Contributions) für das Jahr 2035 ein. Die Vorlage neuer nationaler Klimaziele in diesem Jahr ist eine Vorgabe des 2015 verabschiedeten Klimaabkommens.
Dem Bericht zufolge zeigen die eingereichten 64 Klimaschutzpläne eine Reduktion der Emissionen gegenüber 2019 um 17 Prozent. Das reicht demnach nicht aus, um die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen. Laut dem Weltklimarat müssten die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 43 Prozent und bis 2035 um 60 Prozent gegenüber 2019 gesenkt werden.
Aufgrund des geringen Rücklaufs und des begrenzten Datensatzes sei es „nicht möglich, weitreichende globale Schlussfolgerungen oder Rückschlüsse“ zu ziehen, heißt es in dem Bericht. Auch der Chef des UN-Klimasekretariats, Simon Stiell, räumte ein, dass der Datensatz ein „ziemlich begrenztes Bild“ liefere.
Laut dem Bericht sind die 64 Länder zusammen für rund 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen von 2019 verantwortlich. Große Emittenten wie die Europäische Union (EU) fehlen noch in der Berechnung.
Die EU hat bisher noch keinen eigenen Klimaschutzplan, sondern lediglich eine Absichtserklärung eingereicht. Grund hierfür ist, dass die Mitgliedsstaaten sich bisher noch nicht auf ein Klimaziel für 2040 einigen konnten. Aus diesem Ziel soll das Ziel für 2035 für den Klimaschutzplan abgeleitet werden. Die Kommission hatte vorgeschlagen, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 Prozent gegenüber 1990 zu senken. Die endgültige Festlegung solle nun beim Umweltrat am 4. November erfolgen.
Stiell sieht trotz der vielen fehlenden Klimaschutzpläne einen positiven Trend: Die eingereichten Pläne zeigten einen „Sprung nach vorne in Bezug auf Qualität, Glaubwürdigkeit und wirtschaftliche Breite“. Das Klimaschutzabkommen bringe Fortschritte, doch es müsse „viel schneller und gerechter funktionieren, und diese Beschleunigung muss jetzt beginnen“, mahnte der UN-Klimachef mit Blick auf die UN-Klimakonferenz, die am 11. November im brasilianischen Belém beginnt.
Die Umweltorganisation WWF kritisierte die schleppende Einreichung der nationalen Klimapläne scharf. „Das Steuerruder wird zwar gedreht, aber längst nicht weit genug, um ein Auflaufen auf Grund zu verhindern“, sagte die Klimachefin beim WWF Deutschland, Viviane Raddatz. Die Klimakonferenz in Belém müsse „einen Schub bringen für die Umsetzung weltweiter Klimaziele und für deutlich bessere Pläne“. Der Fokus müsse auf dem schnellstmöglichen Ausstieg aus fossilen Energien liegen.
Die NDCs müssen alle fünf Jahre aktualisiert werden. Deutschland reicht keinen eigenen Plan ein, sondern ist Teil des EU-Klimaziels.



