Dresden (epd). Mit einem Festwochenende in der Dresdner Frauenkirche ist an deren Wiederaufbau erinnert worden, der vor 20 Jahren seinen Abschluss fand. In ihrer Predigt im Gottesdienst am Sonntag rief die britische Bischöfin von Coventry, Sophie Jelley, zu Frieden und Versöhnung auf. Freundschaft sei auch unter ehemaligen Feinden möglich, sagte sie.
Angesichts zunehmender Spaltung und Polarisierung seien Verständigung und Aufeinanderzugehen dringend geboten, sagte Bischöfin Jelley. Christinnen und Christen dürften nicht schweigen, wenn Angst, Gewalt und menschenverachtende Ideologien gerechtfertigt werden.
Die im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe der Alliierten zerstörte Dresdner Frauenkirche war von 1994 an nach historischem Vorbild wieder aufgebaut worden. Die Weihe fand am 30. Oktober 2005 statt. Seither hat sich die Kirche zu einem gesellschaftlichen Zentrum entwickelt. Jährlich zählt sie knapp zwei Millionen Gäste.
Die Stiftung Frauenkirche Dresden hatte für Samstag und Sonntag zu Konzerten, Andachten, Führungen und Gottesdiensten eingeladen. Der Kirchweihtag ist am 30. Oktober. Die Stiftung feiert den Wiederaufbau jeweils am Wochenende vor dem Reformationsfest.
Pfarrer Markus Engelhardt sagte: „Das Haus ist buchstäblich auferstanden aus Ruinen.“ In den 20 Jahren nach der Weihe hätten Menschen in dieser Kirche viel Segen erfahren und Gutes erlebt. Pfarrerin Angelika Behnke dankte allen Ehrenamtlichen und Engagierten für die Frauenkirche, Spenderinnen und Spendern. Sie trügen erheblich zum Leben in der Frauenkirche bei.
Zum Gottesdienst kamen fast 800 Menschen in die wiederaufgebaute Kirche am Neumarkt. Unter ihnen war auch der ehemalige sächsische Landesbischof Jochen Bohl, der bei der Weihe vor 20 Jahren gepredigt hatte. Bereits am Dienstag war eine Installation des spanischen Künstlers Fernando Sanchez Castillo eröffnet worden, die die Friedensbewegung junger Menschen in der DDR würdigt.
Bischöfin Jelley erinnerte in ihrer Predigt auch an die Ruine, die jahrzehntelang das Dresdner Stadtbild bestimmt hatte. Sie würdigte die Jugendlichen, die in den 1980er Jahren an der Ruine der Kirche mit Kerzen in der Hand Mahnwachen für den Frieden gehalten haben - „im Ringen für eine freie und gerechte Welt“, wie sie betonte.
Frauenkirchen-Geschäftsführerin Maria Noth sagte, dieses Engagement sei ein „stiller kraftvoller Protest gegen Willkür und Militarisierung“ gewesen. Es seien Menschen gewesen, die sich „nicht verbittern ließen in einer bitteren Zeit“. Das damals an der Ruine gesungenen Lied „We shall overcome“ („Wir werden überwinden“) habe dafür symbolisch gestanden.
Die Bischöfin von Coventry betonte die Bedeutung der Freundschaft zwischen Dresden und dem britischen Coventry: „Mögen wir - in dieser zerbrochenen und oft furchtsamen Welt - gemeinsam danach streben, die Wunden der Geschichte zu heilen, zu lernen, mit Unterschieden und Vielfalt zu leben, und Gemeinschaften aufzubauen, die von Gerechtigkeit und Frieden geprägt sind“, sagte sie. Als ein Zeichen übergab die Bischöfin an die Stiftung eine kleine Versöhnungs-Statue.



