Berlin (epd). Ein Bündnis aus Mieterverbänden, Wohlfahrtspflege und Gewerkschaften warnt vor negativen Folgen der geplanten Bürgergeld-Reform. Dass es möglich sein soll, Leistungsbeziehern die Kosten der Unterkunft bei Pflichtverstößen vollständig zu streichen, erhöhe die Gefahr der Wohnungslosigkeit, erklärten die Verbände, darunter Diakonie, Deutscher Mieterbund und ver.di, am Dienstag. In einem offenen Brief an die Abgeordneten des Bundestages ruft das Bündnis dazu auf, „die geplante Verschärfung zu stoppen und zu verhindern, dass Menschen durch politische Entscheidungen ihr Zuhause verlieren“.
Nach den aktuellen Plänen des Koalitionsausschusses soll es möglich sein, sämtliche Leistungen einschließlich der Kosten der Unterkunft komplett einzustellen, wenn Menschen ihrer Mitwirkungspflicht im Jobcenter nicht nachkommen. Besonders dramatisch könne eine solche Regelung für Familien mit Kindern, Schwangere, Menschen mit Behinderungen oder Pflegebedürftige werden, erklären die Verbände. „Wer den Menschen das Zuhause entzieht, entzieht ihnen Sicherheit, Würde und jede Perspektive auf Stabilität. Das ist moralisch nicht zu rechtfertigen“, sagte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes.
Das Bündnis warnt davor, dass die Streichung der Unterkunftskosten nicht nur einzelne Betroffene, sondern ganze Familien in akute Notlagen bringen würde. Kritisch sieht das Bündnis auch den Wegfall der bestehenden Sicherheit für Wohnungseigentümer, dass Mieten von Leistungsberechtigten vom Amt zuverlässig übernommen werden. Schon heute sei es für Menschen im Bürgergeld vielerorts nahezu unmöglich, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Die geplanten Regelungen würden die Situation weiter verschärfen, hieß es mit Blick auf die Reform, die auch die Umbenennung des Bürgergeldes in Grundsicherung vorsieht.
Die AWO betonte, arbeitslose Menschen müssten sich darauf konzentrieren können, wieder in Arbeit zu finden, statt sich um ein Dach über dem Kopf sorgen zu müssen. „Wir brauchen keine neuen Drohkulissen, sondern endlich wirkungsvolle Maßnahmen für bezahlbaren Wohnraum“, sagte Präsident Michael Groß.