Propst von Jerusalem: Israel "zwischen Hoffnung und Skepsis"

Propst von Jerusalem: Israel "zwischen Hoffnung und Skepsis"
19.10.2025
epd
epd-Gespräch: Michael Bosse

Jerusalem, Düsseldorf (epd). Nach der weitgehenden Einstellung der Kämpfe im Gazastreifen und der Freilassung der israelischen Geiseln durch die Terrororganisation Hamas herrscht in Israel nach Darstellung des evangelischen Propstes von Jerusalem ein „Schwebezustand zwischen Hoffnung und Skepsis“. Auch wenn die Freude über die Rückkehr der Geiseln und die Freilassung der palästinensischen Gefangenen in Israel und den palästinensischen Gebieten groß sei, gebe es weiterhin eine „große Skepsis, ob der Frieden hält“, sagte Pfarrer Joachim Lenz dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Strahlend optimistisch ist hier niemand!“, betonte er.

Die Zahl der eingetragenen Mitglieder der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in Jerusalem sei in den vergangenen Jahren geschrumpft. „Wir sind deutlich weniger geworden, weil Familien, die uns sonst unterstützt haben, zum guten Teil ausgereist sind“, sagte der Propst. Vor der Corona-Pandemie habe die Zahl der Mitglieder noch etwa 150 betragen, derzeit seien es weniger als 100. Überdies fehlten Touristen, Studierende oder Pilger, die aufgrund der politischen Ereignisse in den vergangenen beiden Jahren fernblieben. „Es kommen viel weniger Deutsche hierhin“, bedauerte der Propst. Die Altstadt von Jerusalem sei „weitgehend leer“.

Die ökumenisch angelegte Arbeit der Gemeinde sei aber nicht eingeschränkt worden. So biete man weiterhin sonntags Gottesdienste in der Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt an, zudem verstehe sich die deutschsprachige Gemeinde zunehmend auch als „Service-Dienstleister für Nicht-Deutschsprachige“ und entwickele Angebote für andere Nationalitäten oder Glaubensrichtungen.

Lenz ist seit 2020 evangelischer Propst von Jerusalem. In dieser Funktion ist er erster Pfarrer an der Erlöserkirche und Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land.