Bolivien entscheidet in Stichwahl über neuen Präsidenten

Bolivien entscheidet in Stichwahl über neuen Präsidenten

Berlin, La Paz (epd). In Bolivien findet am Sonntag die Stichwahl für das Präsidentenamt statt. Die Bevölkerung ist dazu aufgerufen, sich zwischen dem Christdemokraten Rodrigo Paz und dem ehemaligen rechten Präsidenten Jorge Quiroga von der Wahlallianz Libre zu entscheiden. Paz erreichte in der ersten Abstimmungsrunde am 17. August 32 Prozent der Stimmen. Quiroga, der das Land von 2001 bis 2002 als Interimspräsident regiert hatte, landet mit 27 Prozent auf dem zweiten Platz.

Beide Kandidaten versprechen eine Kehrtwende in der Wirtschaftspolitik des Landes, die unter der bislang regierenden Partei Bewegung zum Sozialismus (MAS) unter starker staatlicher Kontrolle stand. Paz gilt als Favorit vieler enttäuschter Wähler der MAS und verspricht unter dem Slogan „Kapitalismus für alle“, Sozialprogramme fortzusetzen und keinen Rassismus gegen indigene Gruppen innerhalb des Landes zu tolerieren. Quiroga als Kandidat der Unternehmen plant, mit einem Kredit beim Internationalen Währungsfonds die Wirtschaft anzukurbeln und einen Teil der staatlichen Unternehmen zu privatisieren.

Bolivien steckt inmitten einer tiefen Wirtschaftskrise. Dem Land fehlen Devisen, um Treibstoffe und Medikamente zu importieren. Zu lange hat die regierende MAS auf einen hohen Gaspreis gesetzt und Investitionen in den staatlichen Förderer YPFB vertagt, um mit dem Geld Sozialprogramme zu finanzieren.

Schon mit der Aussicht auf einen Politikwechsel hatten sich die Wirtschaftszahlen leicht verbessert. Der amtierende Staatschef Luis Arce hatte auf eine erneute Kandidatur verzichtet.