Mannheim (epd). Auf den Spuren von Bertha Benz hat der Unternehmer und Erfinder Frank Obrist die nach eigenen Angaben „erste klimapositive Autofahrt der Menschheitsgeschichte“ von Mannheim nach Wiesloch unternommen. Dafür baute sein deutsch-österreichisches Unternehmen Tesla-Fahrzeuge um und betankt sie mit einem flüssigen Treibstoff, der als „Sub Zero Methanol“ bezeichnet wird.
Für die Herstellung des farblosen flüssigen Treibstoffs wird der Umgebungsluft Kohlendioxid und Wasser entzogen und mit Solarenergie zu Methanol und festem Kohlenstoff verarbeitet. Insgesamt werde mit dem patentierten Verfahren aus der Atmosphäre mehr Kohlendioxid entfernt als bei der späteren Verbrennung ausgestoßen werde, sagte Obrist.
Ergebnis der 104 Kilometer langen Autoffahrt am Dienstag: Mit den drei Autos seien insgesamt rund drei Kilogramm Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt worden, sagte Obrist am Abend vor Journalisten in Anwesenheit eines Notars, der die Daten der Autofahrt beglaubigte.
Vor 137 Jahren hatte Bertha Benz, die Frau des Automobilerfinders Carl Benz, die weltweit erste Autoreise von Mannheim nach Pforzheim unternommen. Am 3. August 1888 steuerte sie ohne Wissen ihres Mannes den neu erfundenen Motorwagen mit ihren 13 und 15 Jahren alten Söhnen von Mannheim nach Pforzheim und schrieb damit Geschichte.
Weil ihr der Treibstoff unterwegs ausging, kaufte sie mehrere Liter Ligroin, auch Waschbenzin genannt, in der Wieslocher Stadt-Apotheke. Diese gilt seitdem als erste Tankstelle der Welt und ist heute ein Museum. Am Dienstag wurde dort zur Demonstration auch einer der blauen Teslas mit der Aufschrift „World's First Climate-Positive Vehicle“ (erstes klimapositives Fahrzeug) betankt - allerdings mit „Sub Zero Methanol“.
Obrist bezeichnete die Technologie als revolutionär und nachhaltig. „Jeder gefahrene Kilometer verbessert also das Klima“, ist er überzeugt. Das stelle das Thema „Autofahren und Klima“ geradezu auf den Kopf. Herkömmliche Fahrzeuge stoßen mit einem Verbrennermotor Kohlendioxid aus oder sind mit einem Elektromotor CO2-neutral unterwegs.
Die Produktion des „Sub Zero Methanols“ soll konkurrenzfähig zu fossilen Brennstoffen sein und Erdöl, Gas und Kohle ersetzen können, sagte der Erfinder, der nach eigenen Angaben rund 250 Patente in diesem Bereich hält. Die Technologie könnte künftig nicht nur in Autos, sondern beispielsweise auch in Schiffen oder in Kraftwerken eingesetzt werden.
Dem Argument von Kritikern, dass die Herstellung von grünem Methanol nicht wirtschaftlich sei, widerspricht das Unternehmen. Mittels Solarenergie könnten im Sonnengürtel der Erde, etwa den Wüsten in Australien oder Afrika, riesige Methanolfabriken errichtet werden. Damit könnten die Kosten deutlich unter allen fossilen Brennstoffen liegen, auch wenn man die Transportkosten einrechne, sagte Pressesprecher Thorsten Rixmann.
Pannen gab es bei der rekordverdächtigen Autofahrt am Dienstag keine. Vor dem Start hatten jedoch Marder im Motorraum eines Testfahrzeugs Schäden angerichtet, es musste ausgetauscht werden.
Ein Ersatzfahrzeug hatte Bertha Benz vor 137 Jahren nicht. Sie musste unterwegs die verstopfte Benzinleitung mit einer Hutnadel reinigen, benutzte ihr Strumpfband zur Reparatur und ließ die Bremsen bei einem Schmied mit Leder beschlagen. Und bergauf mussten ihre Söhne den dreirädigen „Patent-Motorwagen Nummer 3“ schieben.