Nairobi, Den Haag (epd). Der Internationale Strafgerichtshof hat den Sudanesen Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman der Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gesprochen. Die Entscheidung sei ein "Schritt gegen die Straflosigkeit in Darfur”, erklärte die stellvertretende Anklägerin Nazhat Shameem Khan am Montagabend. Es ist das erste Urteil zu den Gräueltaten in der westsudanesischen Region in den frühen 2000er Jahren, bei denen nach UN-Angaben etwa 300.000 Menschen getötet und rund 2,7 Millionen vertrieben wurden.
Abd-Al-Rahman, der auch unter dem Namen Ali Kushayb bekannt war, wurde in 27 Anklagepunkten schuldig gesprochen und ist damit der erste Anführer der Dschanschawid-Milizen, der rechtskräftig verurteilt wurde. Er sei 2003 und 2004 in der Region West-Darfur direkt und indirekt als Täter an Morden und Folter beteiligt gewesen und habe außerdem anderen Befehle für Mord sowie Vergewaltigungen als Kriegsverbrechen erteilt.
Das Urteil fiel einstimmig. Die Parteien können nun Einspruch einlegen, bevor das Strafmaß verkündet wird. Dann folgt auch ein Prozess zur Kompensation der Opfer. Die Anklage hofft, dass die Verurteilung eine "deutliche Botschaft an die Täter von Gräueltaten im Sudan, sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart”.
Anfang der 2000er Jahre begann die nicht-arabische Bevölkerung in der westlichen Region Darfur gegen die Diskriminierung zu protestieren, die von der überwiegend arabischstämmigen Bevölkerung ausging. Der Protest wurde brutal auf Befehl von Langzeitherrscher Omar al-Baschir von den Dschandschawid-Milizen niedergeschlagen.
Aus den Milizen sind die heutigen „Rapid Support Forces“ (RSF) entstanden, deren 2023 eskalierter Machtkampf mit der Armee derzeit eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit verursacht. Die schlimmsten Auswirkungen hat dieser Krieg erneut in Darfur. Es sei deshalb die Pflicht der internationalen Gemeinschaft "mit allen Mitteln für Gerechtigkeit zu sorgen”, erklärte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, bezeichnete das Urteil als Anerkennung des großen Leides und Würdigung der Opfer, die vor den Richtern ausgesagt hatten. Das Urteil sei "lange überfällig” gewesen, erklärte Amnesty International. Es solle Ansporn sei, die weiteren ausstehenden Haftbefehle zu den Darfur-Fällen umzusetzen.