Medica Mondiale: Sexualisierte Kriegsgewalt wirkt über Generationen

Medica Mondiale: Sexualisierte Kriegsgewalt wirkt über Generationen

Frankfurt a.M., Köln (epd). Vor dem Welttag der psychischen Gesundheit warnt die Frauenrechtsorganisation Medica Mondiale vor massiven und lang anhaltenden Folgen von sexualisierter Kriegsgewalt. „Frauen und Mädchen, die diese Gewalt überlebt haben, leiden oft ihr Leben lang unter den Folgen“, erklärte die Bereichsleiterin der Organisation für Trauma-Arbeit, Karin Griese, am Montag in Köln anlässlich des Welttags am 10. Oktober. Das Leid betreffe nicht nur die Betroffenen selbst, denn Traumadynamiken setzten sich in Familien und Gemeinschaften fort.

Die Folgen über Generationen weitergegebener Traumata sind der Frauenrechtsorganisation zufolge vielfältig. Betroffene nähmen Bedrohungen übersteigert wahr, hätten Scham- und Minderwertigkeitsgefühle und könnten oft keine nahen Beziehungen aufrechterhalten, weil sie Schwierigkeiten hätten, ihre Gefühle zu regulieren. Hinzu komme, dass die Betroffenen oftmals selbst für ihre Erlebnisse verantwortlich gemacht und zum Schweigen gebracht würden, anstatt Unterstützung zu erfahren.

Griese zufolge ist der erste Schritt in Richtung Aufarbeitung „die Enttabuisierung und gesellschaftliche Anerkennung“. Wenn Überlebende Unterstützung erführen, ihr Leid gesehen und benannt werde, könne eine Generation beginnen, das Schweigen zu überwinden und zu heilen. Notwendig dafür sind Medica Mondiale zufolge etwa niedrigschwellige Beratungs- und Therapieangebote für Betroffene und Angehörige sowie Erinnerungsorte und ein öffentlicher Diskurs.

Die Gründerin der Frauenrechtsorganisation, Monika Hauser, machte zudem deutlich: „Wir müssen nicht erst nach Bosnien, Irak oder in die Demokratische Republik Kongo gucken, um transgenerationale Traumata in den Gesellschaften zu finden.“ Auch über die Gewalt, die Millionen Frauen und Mädchen während des Zweiten Weltkriegs erlebt haben, werde bis heute in Deutschland kaum gesprochen.

Medica Mondiale engagiert sich seit 1993 für Frauenrechte und gegen sexualisierte Gewalt und dient als psychosoziale Anlaufstelle für Betroffene.