Journalistin wirbt für "ehrliches" Einlassen auf ostdeutsche Kultur

Journalistin wirbt für "ehrliches" Einlassen auf ostdeutsche Kultur

Saarbrücken (epd). Die Chefredakteurin der „Potsdamer Neueste Nachrichten“, Sabine Schicketanz, wirbt für Augenhöhe und Empathie im Umgang mit dem ostdeutschen Lebensalltag. Es komme auf „ehrliches Interesse“ sowie Zuhören an und dass man sich auf die ostdeutsche Kultur einlasse, erklärte das Mitglied der erweiterten Chefredaktion des „Tagesspiegel“ am Samstagabend bei einer Diskussion der „Saarbrücker Zeitung“ zum Tag der Deutschen Einheit in Saarbrücken. Ein wichtiger Faktor sei etwa, die Lebensläufe und damit verbundenen Brüche von Menschen anzuerkennen.

Mit Blick auf die bundesweiten Umfrageergebnisse der AfD erklärte die Journalistin, dass dieser von anderen Parteien viel Raum gelassen worden sei, sodass sich deren Mitglieder in Vereinen engagierten und sich darüber der Probleme von Menschen vor Ort annähmen. „Da sind andere Parteien nicht mehr oder zu schwerfällig oder zu langsam“, betonte sie. Schicketanz warb dafür, dass es Menschen, die sich in Projekten oder Initiativen für die Demokratie einsetzten, einfacher gemacht werde. Jedes Jahr müssten sie bangen, ob ihre Verträge verlängert würden, weil sich Förderrichtlinien veränderten.

Auch die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Elisabeth Kaiser (SPD), bezeichnete das demokratische Engagement von Menschen vor Ort als „unheimlich wichtig“. Diejenigen, die die Gesellschaft gestalten wollten, müssten unterstützt werden, sagte sie. Dafür brauche es passende Rahmenbedingungen, Bürokratieabbau, Fördermittel, Sicherheit und Beratung. „Es ist natürlich nicht hilfreich, wenn auch von demokratischen Kräften dieses Engagement infrage gestellt wird“, betonte Kaiser.

Was Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit anginge, hätten Ost und West den „gleichen Nährboden“. In Westdeutschland hätten viele Funktionäre nach der NS-Zeit einfach weitermachen können. In der DDR sei das weniger der Fall gewesen, allerdings sei der vorhandene Rechtsextremismus geleugnet worden. Rechtsextremen gelinge es durch „vermeintliche Gruppenbildung“ und eine damit verbundene Identität, verunsicherte Menschen aufzufangen. Die wirtschaftliche Stimmung wirke sich stark auf die Menschen vor Ort aus. Als Beispiel nannte sie die Automobilindustrie in Wolfsburg oder Zwickau.