Frankfurt a.M., London (epd). Amnesty International warnt vor einer schnellen Rückführung geflüchteter Rohingya nach Mynamar. Übereilte Entscheidungen dazu könnten katastrophale Folgen haben, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Montag mit Blick auf Bestrebungen, die vor allem ins Nachbarland Bangladesch Geflüchteten zurückzubringen. Die Lage in ihrer Heimat lasse das nicht zu.
Im Bundesstaat Rakhine, von wo ein Großteil der Menschen 2016 und 2017 vor Offensiven der Regierungstruppen gegen die muslimische Minderheit geflohen war, seien Rohingya Zwangsarbeit, Versorgungs- und Gesundheitskrisen ausgesetzt. Ihre Bewegungsfreiheit sei inmitten eines wieder eskalierenden Konflikts eingeschränkt.
„Die Bedingungen im Staat Rakhine im Norden Myanmars bieten für die Rohingya alles andere als eine Voraussetzung für eine sichere Rückkehr“, betonte Amnesty-Experte Joe Freeman. Für viele Menschen dort habe inzwischen auch die Rebellengruppe Arakan Army die Rolle der Unterdrücker eingenommen. „Das Militär nutzt die Rohingya-Zivilbevölkerung als Kanonenfutter im Kampf gegen die Arakan Army, und bewaffnete Rohingya-Gruppen starten neue Angriffe auf dem Gebiet“, warnte Freeman. Dazu komme die humanitäre Krise in der Region, die von den massiven Kürzungen der US-Hilfsgelder verschärft werde.
Amnesty bezieht sich bei der Einschätzung der Lage auf Gespräche mit UN-Vertretern, Diplomaten, Forschenden und internationalen Hilfsorganisationen sowie auf Interviews mit kürzlich Geflüchteten. Im mehrheitlich buddhistischen Myanmar kämpfen mehrere Milizen und Widerstandsgruppen gegen die Militärdiktatur, die seit einem Putsch 2021 gegen die zivile Regierung von Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi das Land beherrscht. Teile Myanmars werden von Rebellen kontrolliert. Die Rohingya werden in dem südostasiatischen Land schon seit Jahrzehnten verfolgt und diskriminiert.